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Kindererziehung bei Kindern 2 bis 6 Jahre

Kleinkinder bis 6 Jahre können Farbe und Form noch nicht miteinander kombinieren -- 24.9.2009: <Gesundheit: Mit Hilfe eines imaginären Freundes: Kinder entwickeln Erzählfähigkeit> -- 22.11.2009: Erdnüsse sind für Kleinkinder gefährlich - Erstickungsgefahr --  19.9.2010: 3-Jährige füttert Pferd und das Pferd beisst dem Kind ins Gesicht -- 29.3.2011: Bereits 20% verhaltensauffällige Kindergartenkinder in Bayern - Hauptursachen sind instabiles familiäres Umfeld und hoher Medienkonsum -- Deutschland 26.5.2011: Kinder in Kindergärten, Kitas und auf Spielplätzen dürfen Lärm machen -- 7.10.2011: <Gesundheit: Zu dünnes Kind kann Gedeihstörung haben> -- 19.10.2011: <Experten verschärfen Warnung: TV hemmt Kindesentwicklung> - Hemmungen bei der Sprachentwicklung - Hemmung der sprachlichen Entfaltung in der Schule - unruhiger Schlaf - Verhaltensstörungen -- 10.11.2011: Bettnässen (Enuresis nocturna) hat oft körperliche Ursachen, die man behandeln kann - die Kinderurologin - das Blasenproblem schafft psychische Probleme -- 18.11.2011: Kinderhüten: Wenn die Nachbarin aus Gefälligkeit Kinder hütet, so haftet sie nicht für Unfälle, wenn sie die Gefälligkeit nicht ganz erfüllt -- 30.11.2011: "Hüftschnupfen" - wenn das Kind plötzlich unter Schmerzen hinkt -- 14.12.2011: Deutschland führt die "Familienhebamme" ein, um kritische Familien zu beraten und tote Kleinkinder zu vermeiden -- 3.1.2012: Das "Trotzalter" ist der Anfang, das Selbstbewusstsein in ein Gleichgewicht mit der Umwelt zu bringen - viele Erziehungsratgeber bleiben dumm gegen Kinder -- Schweiz 28.1.2012: Qualität von Kinderkrippen ist manchmal bedenklich - und die Kontrollen sind lasch -- Österreich 3.2.2012: Ein Jahr mehr Kindergarten ist nicht so einfach - <Eltern müssen zahlen> -- 26.4.2012: Gehirnwachstum durch Frühförderung -- 11.5.2012: Vorlesen und Singen bringt Kinder eher zum Lesen -- 4.6.2012: Todesfälle in Deutschland: Gib Kleinkindern keine Vollnarkose - und schon gar nicht beim unerfahrenen Zahnarzt -- Kleinkinder teilen nur unter Aufsicht --  das Teddybärkrankenhaus -- Schwimmhilfen sind oft gefährlich schwach -- Spielgruppen mit Deutsch für Kinder ab 3 Jahre bewähren sich -- 15.5.2017: Spracherwerb im Kindergarten

Meldungen

präsentiert von Michael Palomino

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Kleinkinder bis 6 Jahre können Farbe und Form noch nicht miteinander kombinieren

aus: 20 minuten online: Kinderzeichungen analysiert: Wenn Kinder blaue Pferde malen ...; 18.9.2009;
http://www.20min.ch/news/wissen/story/19662434

<Wenn Kinder blaue Pferde malen, kopieren siekaum den Maler Wassily Kandinsky. Die oft eigenwillige Farbgebung in Kinderbildern ist eine Frage der Hirnentwicklung. Das zeigt eine Studie der US-Psychologin Vanessa Simmering von der Universität vonWisconsin in Madison.

Ein Bild von Kandinsky aus der Blauen Reiter-Phase: Auch er malte blaue Pferde.

Bis zum Alter von fünf Jahren seien Jungen und Mädchen demnach meist nicht in der Lage, Form und Farbe eines Objekts miteinander verknüpft im «Arbeitsspeicher» ihres Gehirns abzulegen, schreibt das Hamburger Magazin «GEO» in seiner Oktober-Ausgabe.

Um zu untersuchen, wie unterschiedliche Altersgruppen Farb- und Form-Verknüpfungen verarbeiten, zeigte das Team um Simmering je 28 Vier- und Fünfjährigen sowie 28 erwachsenen Probanden für zwei Sekunden Bilder mit ein bis drei farbigen Sternen, Kreuzen und Dreiecken.

Form und Farbe

Auf der Hälfte der jeweils folgenden Bilder wechselten entweder Platz oder Farbe der Objekte oder beides. Die andere Hälfte der Vergleichsbilder glich dagegen dem Original. Die Probanden sollten nun sagen, ob sich etwas auf dem Bild geändert hatte oder nicht.

Das Ergebnis: Die Erwachsenen und Fünfjährigen konnten die Veränderungen klar erkennen. Die Vierjährigen hingegen hatten grosse Schwierigkeiten mit der korrekten Verknüpfung von Form und Farbe.

Diese Fähigkeit entwickle sich offensichtlich erst relativ spät, schliessen die Forscher, die ihre Studie auch bereits Ende Juli auf einem Fachkongress in Amsterdam vorgestellt hatten.

«Surreale» Wahl

Vierjährige erinnerten sich etwa, dass sie eine Ente, einen Ball und ein Auto gesehen hatten und diese Objekte rot, blau und gelb waren, aber nicht, dass die Ente blau, der Ball rot und das Auto gelb war.

Eine «surreale» Kolorierung von Kinderbildern verrate daher eine noch nicht abgeschlossene Hirnreife und ergebe sich nicht daraus, dass die Kinder einfach den nächstbesten Stift zur Hand nähmen.

(sda)>

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n-tv
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24.9.2009: <Gesundheit: Mit Hilfe eines imaginären Freundes: Kinder entwickeln Erzählfähigkeit

aus: n-tv online; 24.9.2009; http://www.n-tv.de/wissen/gesundheit/Kinder-entwickeln-Erzaehlfaehigkeit-article519346.html

Früher gingen Pädagogen davon aus, dass Fantasiefreunde bei Kindern auf Entwicklungsprobleme und Ängstlichkeit hindeuten würden. Doch neuseeländische Forscher widersprechen dieser Annahme. Sie konnten in einer Studie zeigen, dass Kinder mit einem imaginären Freund offenbar bessere erzählerische Fähigkeiten entwickeln als Kinder ohne diese Freunde.

"Die Ergebnisse bestätigen, dass ein imaginierter Gefährte im frühen Kleinkindalter nicht Zeichen einer Störung ist, sondern im Gegenteil: er wirkt sich anscheinend positiv auf die kindliche Sprachentwicklung aus. Erzählerische Fähigkeiten gelten als ein guter Prognosefaktor für die späteren Lesefertigkeiten und damit unter anderem auch für den schulischen Erfolg", erklärt Dr. Ulrich Fegeler, Kinder- und Jugendarzt sowie Bundespressesprecher des Berufsverbandes der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ).

Richtung der Zusammenhänge noch ungeklärt

Die neuseeländischen Forscher vermuten, dass Kinder mit erdachten Gestalten vielleicht mehr Übung im Erzählen haben, da sie sich zunächst selbst ausdenken müssen, was sie gemeinsam erleben, oder auch weil Eltern oder Familienangehörige sie öfter nach ihrem imaginären Freund fragen. Offen ist aber, ob nicht auch ein umgekehrter Zusammenhang vorliegt, d.h. erzählerisch begabte Kinder zum Erfinden eines Begleiters tendieren. Prof. Elaine Reese und Dr. Gabriel Trionfi von der Universität von Otago in Neuseeland untersuchten die Sprache von 48 Jungen und Mädchen im Alter von fünfeinhalb Jahren, unter denen 23 einen imaginären Freund hatten.

Alle Kinder sollten erfundene und tatsächlich erlebte Begebenheiten erzählen. Es zeigte sich, dass sich Kinder mit ihren erfundenen Freunden in ihrem Wortschatz nicht von denen ohne Fantasiegestalt unterschieden, wohl aber in ihrer Erzählkunst. Jene gaben mehr Dialoge wieder und informierten den Zuhörer besser über Zeit, Ort und ursächliche Zusammenhänge in einer Geschichte. "Eltern sollten ihre Kinder nicht daran hindern, einen tierischen, menschlichen oder undefinierbaren Freund zu erfinden. Sie sollten ihr Kind ruhig dazu ermuntern, darüber zu berichten", lautet das Fazit von Dr. Fegeler.

bvkj>

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20 minuten
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22.11.2009: Erdnüsse sind für Kleinkinder gefährlich - Erstickungsgefahr

aus: 20 minuten online: Kleinkinder: Erstickungsgefahr: Hände weg von Erdnüssli; 22.11.2009;
http://www.20min.ch/gesundheit/news/story/Erstickungsgefahr--Haende-weg-von-Erdnuessli-17337209

<Spanische Nüssli sind derzeit in aller Munde. Doch für Kleinkinder bedeutet diese Nascherei eine Gefahr. Jährlich werden dutzende Kinder wegen Erstickungsgefahr in die Spitäler eingeliefert. Kinderärzte warnen ahnungslose Eltern.

Weihnachtszeit ist Erdnusszeit - nicht ohne Gefahren.

Jährlich dutzende Kinder im Spital

Eine Gefahr, die sich nicht alle Menschen bewusst sind. Im Kinderspital Bern werden gemäss Professor Urs Frey jährlich rund 20 Kleinkinder wegen verstopften Atemwegen behandelt, ein Grossteil davon im Dezember. Die Folgen können dramatisch sein. Ein eingeatmetes Nüssli kann einen Atemstillstand auslösen. Ist dies der Fall, hilft nur noch eine notfallmässige Operation. «Der Eingriff ist sehr kompliziert. Das Nüssli muss unter Vollnarkose mit einer feinen Zange aus der Luftröhre herausgeholt werden», sagt Frey.

Mehrere Todesfälle

In Bern wie in Zürich sind wegen der spanischen Nüssli in den letzten Jahren Kinder gestorben. «Bei etwa vier Prozent der eingelieferten Kinder gibt es schwere Komplikationen», erklärt Frey. Für Eltern wie Ärzte sei es oft nicht einfach festzustellen, ob ein Nüssli in die Lunge eingeatmet wurde. Denn Erdnüssli sind auf Röntgenbildern nicht ersichtlich. Ein Indiz auf ein festgestecktes Nüssli könnte ständiges Husten sein. Verpasste Fremdkörper können zu einer schweren Lungenentzündung führen. «Dann ist alles vereitert und wir können die Nüssli kaum herausholen», so Frey.

Für alle Göttis, Gotten, Eltern und Grosseltern gilt also Vorsicht: «Meine Erfahrung hat mich gelehrt, dass sich viele Eltern der von Erdnüssli ausgehenden Gefahr nicht bewusst sind und Nüssli herumliegen lassen», sagt Frey.

Rasch handeln rettet Leben

Wenn ein Kleinkind unmittelbar nach dem Nüssliessen unter Atemnot leidet, sollte man es mit dem Kopf gegen unten auf die Knie legen und ihm auf den Rücken klopfen. Niemals aber mit den Fingern im Hals herumstochern.

Die Vorweihnachtszeit ist für Kinder ein Schlaraffenland: Süssigkeiten, Mandarinli und Erdnüssli liegen im Überfluss auf. Doch letztere bedeuten eine tödliche Gefahr für Buben und Mädchen bis fünf Jahre. «Erdnüsse sind besonders tückisch. Einmal heruntergeschluckt, können sie wegen ihrer Form und Härte in der Luftröhre stecken bleiben», warnt Georg Stäubli, Notfallarzt am Kinderspital Zürich.

(am)>


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19.9.2010: 3-Jährige füttert Pferd und das Pferd beisst dem Kind ins Gesicht

Pferdebiss kommt selten vor, aber kommt vor. Kinder sollten das Futter auf den Boden werfen, damit das Pferd das Gras vom Boden frisst, dann besteht keine Gefahr von Pferdebiss. Lesen Sie selbst:

aus: n-tv online: Tragisches Ende eines Urlaubes: Pferd beisst Dreijährige; 19.9.2010;
http://www.n-tv.de/panorama/Pferd-beisst-Dreijaehrige-article1522876.html

<Ein dreijähriges Mädchen aus Deutschland ist auf einem Reiterhof im Osten der spanischen Ferieninsel Mallorca schwer verletzt worden. Als sich die die Kleine am Ende des Familienurlaubs von den Tieren verabschieden wollte und eines der Pferde fütterte, habe es ihr plötzlich ins Gesicht gebissen, berichtete die Zeitung "Ultima Hora". Das Kind sei in ein Krankenhaus in Palma gebracht worden.

Das Unglück geschah am letzten Urlaubstag der Familie bei Sant Llorenç des Cardassar. Die Dreijährige sei während der Ferien mehrmals mit ihren Eltern auf dem Reiterhof gewesen. Zum Zeitpunkt des Unglücks war kein Mitarbeiter der Anlage in der Nähe.

Als der Krankenwagen eintraf, sei das Mädchen im Schockzustand gewesen. Die Polizei leitete eine Ermittlung an. Das Pferd wurde bis auf weiteres von den anderen Tieren getrennt.

dpa>

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29.3.2011: Bereits 20% verhaltensauffällige Kindergartenkinder in Bayern - Hauptursachen sind instabiles familiäres Umfeld und hoher Medienkonsum

aus: Welt online: Entwicklungsstörung: Immer mehr Kindergartenkinder verhaltensauffällig; 29.3.2011;
http://www.welt.de/gesundheit/psychologie/article12999029/Immer-mehr-Kindergartenkinder-verhaltensauffaellig.html

<Kinderärzte warnen vor einer enormen Zunahme von Entwicklungsstörungen: Einer Studie zufolge ist jedes fünfte Kind in bayerischen Kindergärten sozial auffällig.

Große Herausforderung für Kinder- und Jugendärzte: Entwicklungsstörungen und seelische Probleme haben bei Kindergartenkindern deutlich zugenommen

Jedes fünfte Kindergartenkind in Bayern zeigt auffällige Verhaltensweisen. Das geht aus einer neuen Untersuchung des Berufsverbands der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ) zusammen mit Betriebskrankenkassen hervor.

Bei der Auswertung von 4318 Vorsorgeuntersuchungen bei Vier- und Fünfjährigen (U8 und U9) zeigte sich, dass 21,8 Prozent der Kinder als auffällig eingestuft wurden.

"Wir sehen immer mehr Kinder mit Entwicklungsstörungen, Konzentrationsschwächen und seelischen Problemen“, sagte der BVKJ-Landesvorsitzende Martin Lang. Bei einer ähnlichen bundesweiten Studie seien nur 13,3 Prozent der Drei- bis Sechsjährigen entsprechend bewertet worden.

[Ursachen: Instabiles Familienumfeld und hoher Medienkonsum]

Zu der Frage, welche Ursachen der Anstieg habe, gebe es keine sicheren Daten, erklärte Lang. Aus 15-jähriger Praxiserfahrung könne er aber sagen, dass zum einen das familiäre Umfeld heutzutage oft nicht mehr so stabil sei und der steigende Medienkonsum Auswirkungen auf die Kinder habe.

[Die Kriterien]

Bei der Auswertung wurde auf Fragebögen zurückgegriffen, die die Mütter beziehungsweise Erzieherinnen in Kindertagesstätten ausgefüllt hatten, wie Lang erklärte. Dabei wurden soziale Kompetenz, Feinmotorik, Bewegungsablauf und Körperkoordination sowie die Konzentrationsfähigkeit der Kinder bewertet.

Nicht selten werden wir zum Familienpsychologen

Lang sprach in diesem Zusammenhang von "neuen Krankheiten“, die enorme Herausforderungen an die Kinder- und Jugendärzte stellten. "Nicht selten werden wir zum Familienpsychologen.“ In der Aus- und Fortbildung würden deswegen entsprechende Schwerpunkte gesetzt.

[15% der 7- bis 10-Jährigen mit Fehlentwicklungen im sozialen und emotionalen Zustand]

Bei den Sieben- bis Zehnjährigen gab es bei den Vorsorgeuntersuchungen U10 und U11 ebenfalls viele Auffälligkeiten. Hier zeigten sich bei mehr als 15 Prozent Fehlentwicklungen in Bezug auf den sozialen und emotionalen Zustand der Kinder, wie der BVKJ erklärte. Das Ergebnis sei beunruhigend, sagte Lang.

[Zunahme der ADHS-Kinder - Zunahme der Kinder mit emotionalen Problemen - Zunahme der Stresskinder gegen Gleichaltrige]

"Wir sehen nicht nur eine Zunahme der sogenannten 'ADHS-Kinder' - also von hyperaktiven und oft auch unkonzentrierten Kindern, die nicht selten Schulprobleme haben -, sondern auch Kinder mit emotionalen Problemen und leider auch viele, die im Umgang mit Gleichaltrigen Schwierigkeiten haben. Das ist jetzt schon ein großes gesellschaftliches Problem“, warnte der BVKJ-Landesvorsitzende.

dapd/oc>

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Deutschland 26.5.2011: Kinder in Kindergärten, Kitas und auf Spielplätzen dürfen Lärm machen

aus: n-tv online: Bundestag: Kinderlärm-Gesetz beschlossen; 26.5.2011;
http://www.n-tv.de/ticker/Kinderlaerm-Gesetz-beschlossen-article3432786.html

<Berlin (dpa) - Klagen gegen Lärm, der aus Kindergärten, Kitas und von Spielplätzen dringt, werden in Zukunft praktisch ausgeschlossen. Der Bundestag stimmte einer Änderung des Bundesimmissionsschutzgesetzes zu. Umweltminister Norbert Röttgen sagte im Bundestag, bisher sei das Lärmen von Kindern als schädliche Umwelteinwirkung definiert worden - das sei inakzeptabel. Der Bundesrat hatte zuvor zustimmend Kenntnis von dem Gesetz genommen.

Quelle: n-tv.de / dpa>


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7.10.2011: <Gesundheit: Zu dünnes Kind kann Gedeihstörung haben>

aus: n-tv online; 7.10.2011;
http://www.n-tv.de/ticker/Gesundheit/Zu-duennes-Kind-kann-Gedeihstoerung-haben-article4479226.html

<München (dpa/tmn) - Nimmt ein Kind nicht zu, ist es auffallend blass, hat es eine trockene, dünne und rissige Haut, kann dahinter eine Gedeihstörung stecken. Besorgte Eltern sollten dann einen Kinder- und Jugendarzt zurate ziehen, rät die Stiftung Kindergesundheit.

Eine Gedeihstörung bei Kindern kann verschiedene chronische Krankheiten als Ursache haben. Zum Beispiel stören Darmkrankheiten wie Zöliakie die Verdauung und führen zu Durchfällen. Bei einer Überfunktion der Schilddrüse verbraucht der Körper zuviel Energie, seelische Probleme können zu Appetitlosigkeit führen. Das Kind wiegt dann für sein Alter zu wenig.

Untergewicht kann die spätere Gesundheit und Leistungsfähigkeit eines Kindes auf Dauer beeinträchtigen. So hemmt es das Längenwachstum und beeinträchtigt die geistige Reifung und die Pubertätsentwicklung, erläutert die Stiftung. Auch das Immunsystem wird geschwächt, infolge dessen kann das Kind vermehrt Infektionen bekommen. Fast jedes vierte Kind, das ins Krankenhaus muss, zeige Anzeichen einer Unterernährung.

In Absprache mit dem Kinderarzt sollte ein untergewichtiges Kind eine äußerst kalorienreiche Kost bekommen, die bei anderen Kindern unweigerlich zu dick machen würde. So darf das Essen mit Öl und Sahne angereicht werden. Auch reichlich Butter oder Margarine, selbst hergestellte Milchshakes, Eis mit Sahne, Schoko- und Müsliriegel, Mandel- oder Nussmus, Kartoffelchips und andere energiereiche Happen sind dann erlaubt. Wichtig ist der Stiftung zufolge, dass das appetitlose Kind gemeinsam mit der Familie in einer positiv gestimmten Atmosphäre isst. Ständige Ermahnungen zum Essen bewirken eher das Gegenteil.

Quelle: n-tv.de / dpa>



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19.10.2011: <Experten verschärfen Warnung: TV hemmt Kindesentwicklung> - Hemmungen bei der Sprachentwicklung - Hemmung der sprachlichen Entfaltung in der Schule - unruhiger Schlaf - Verhaltensstörungen

aus: n-tv online; 19.10.2011;
http://www.n-tv.de/wissen/TV-hemmt-Kindesentwicklung-article4552006.html

<Für viele Eltern ist es verlockend, Kleinkinder vorübergehend vor dem Fernseher zu "parken".

Selbst wenn TV-Programme und Videos Lerneffekte versprechen - die Entwicklung von Kleinkindern fördern sie nicht. Studien zeigen: Viele Stunden vor dem Fernseher können die Sprachentwicklung hemmen.

Freies Spielen fördert Kleinkinder nach Angaben von US-Experten mehr als Fernsehprogramme und Videos mit angeblichem Lerneffekt. "Kleine Kinder lernen am besten durch Interaktion mit Menschen und nicht vor dem Bildschirm", betonen Kinderärzte. Die Amerikanische Akademie für Pädiatrie (AAP) hat eine Erklärung veröffentlicht, die frühere Warnungen vor elektronischen Medien in den ersten Lebensjahren noch verschärft.

Die AAP-Erklärung stützt sich auf gut 50 Studien, die sich seit 1999 mit den Auswirkungen von Fernsehen und Videos auf Kinder unter zwei Jahren befassten. Der Akademie gehören nach eigenen Angaben 60.000 Kinderärzte und -chirurgen in den USA an.

Nach Angaben der Akademie ist die Gefahr groß, Kleinkinder mit Hilfe elektronischer Medien zu beschäftigen. Denn das Angebot mobiler Geräte werde immer größer. Bei einer US-Umfrage gaben laut AAP kürzlich 90 Prozent der Eltern zu, ihren Nachwuchs schon vor dem zweiten Geburtstag mit elektronischen Medien bei Laune zu halten. Jedes dritte Kind ab drei Jahren habe einen Fernseher im Zimmer.

Auch TV-Konsum der Eltern in der Kritik

"Wenn Kinder in den ersten Lebensjahren viel vor einem Bildschirm sitzen, sind sie beim Schulstart eher sprachlich gehemmt", erläuterte die federführende Autorin, Ari Brown. Sorge bereitet den Ärzten auch, dass Kleinkinder zu unruhigem Schlaf neigen, wenn sie vor dem Schlafengehen noch Fernsehen geschaut haben. "Der Schlafmangel kann zu Verhaltensstörungen und gesundheitlichen Problemen führen", sagte Brown. Aufschluss über mögliche Langzeitschäden soll eine neue Studie geben, die über 20 Jahre den Einfluss elektronischer Medien auf die Entwicklung von Kindern und Jugendlichen verfolgt.

Die AAP greift auch den TV-Konsum der Eltern an. Selbst wenn die Kleinen spielten, während der Fernseher läuft, sei ihre Konzentration gestört. Die Eltern sollten sich stattdessen lieber um ihren Nachwuchs kümmern.

dpa>

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10.11.2011: Bettnässen (Enuresis nocturna) hat oft körperliche Ursachen, die man behandeln kann - die Kinderurologin - das Blasenproblem schafft psychische Probleme

aus: Spiegel online: Urologie: Wie nasse Kinderbetten trocken werden; 10.11.2011;
http://www.spiegel.de/wissenschaft/medizin/0,1518,796538,00.html

<Von Jana Hauschild

Kleine Patientin: Bettnässen hat meist körperliche Ursachen.

Wenn Kinder nachts ins Bett machen, ist das für die Familien eine große Belastung - und meist ein Tabuthema. Dabei hat Bettnässen oft körperliche Ursachen, die man behandeln kann. Das Wichtigste für Eltern: viel Geduld.

Die Abschlussfahrt im Kindergarten, ein Pfadfindertreffen übers Wochenende, das erste Feriencamp. Die meisten Patienten von Daniela Marschall-Kehrel kommen, wenn solche Ausflüge anstehen. Im Monat suchen bis zu hundert Eltern mit ihren Kindern Hilfe bei der Kinderurologin, weil das Kind nachts noch einnässt, während die Mehrzahl der Altersgenossen schon unbeschwert schläft.

Viele Familien hüten das Bettnässen als Geheimnis, weil sie sich schuldig fühlen, Angst vor Vorwürfen haben und denken, dass sie die einzigen mit dem Problem sind. Marschall-Kehrel schätzt, dass sich nur zehn Prozent der betroffenen Familien mit ihrem Problem an einen Arzt wenden. Aufklärung ist daher die erste Maßnahme der Ärztin. "Wenn ich einem Siebenjährigen und seinen Eltern vorrechne, dass von den fünfzig Kindern der Klassenstufe mindestens noch fünf bis zehn andere Kinder das gleiche Problem haben, nimmt das schon viel Anspannung", sagt Marschall-Kehrel, die auch Präsidentin der Deutschen Enuresis Akademie ist, einem Zusammenschluss von Kinder- und Fachärzten. Enuresis bedeutet Einnässen, die nächtliche Inkontinenz heißt in Fachkreisen Enuresis nocturna. Experten schätzen, dass circa 640.000 Kinder zwischen fünf und zehn Jahren darunter leiden. Die Zahl könnte aber auch viel höher liegen.

Die Kontrolle über die Blasenfunktion entwickelt sich bei den meisten Kindern um das dritte und vierte Lebensjahr. Mit vier Jahren ist schon jedes vierte Kind nachts trocken. Das nächtliche Einnässen wächst sich sozusagen aus. Experten raten daher, das Kind nicht unter Druck zu setzen. Erst wenn es mit fünf Jahren noch regelmäßig nachts einnässt, ist ein Besuch beim Kinderarzt ratsam. "Doch auch dann sollten Eltern Ruhe bewahren. Mit jedem weiteren Lebensjahr werden 15 Prozent der Kinder trocken", sagt Michael Claßen. Er ist Facharzt für Kinder- und Jugendmedizin am Klinikum Links der Weser in Bremen.

Bettnässen kann vererbt sein

Die Vorgänge rund um die Blase zählen zu den komplexesten im Körper. Mehrere Muskeln und unzählige Nerven koordinieren das Wasserlassen oder den Drang, den Harn zu halten. Bei Kindern, die nachts oder auch tags einnässen, ist die Entwicklung dieses Systems noch nicht abgeschlossen. Oder die Blase ist noch nicht groß genug, um genügend zu speichern. In vielen Fällen wird zu langes Einnässen vererbt. Fast jedes zweite Kind, dessen Eltern ins Bett gemacht haben, nässen spät noch ein. Das konnten mehrere Studien zeigen.

[Das Blasenproblem schafft psychische Probleme, nicht die psychischen Probleme das Blasenproblem]

Warum es bei manchen Kindern länger dauert, hat nach Meinung der Experten selten mit psychischen Problemen zu tun. Keine Studie konnte bisher zeigen, dass psychische Auffälligkeiten regelmäßig einer Enuresis nocturna vorausgehen. Vielmehr entstehen sie erst durch das Blasenproblem. Das zeigt auch die Forschung von Marschall-Kehrel. In zwei Studien fand sie Hinweise darauf, dass Kinder, die nachts einnässen, auch schlechter schlafen. "Sie sind zwar schwer zu wecken, aber erreichen selten die tiefe Schlafphase, die der Mensch zur Erholung benötigt. Dazu kommen Alpträume und Schlafwandeln", erklärt sie. Die Folgen: Aufmerksamkeitsstörungen und schlechtere Schulleistungen.

Einzig bei Kindern, die nach mehreren Monaten ohne nächtliches Einnässen plötzlich wieder damit beginnen, spielen hin und wieder psychische Belastungen wie die Trennung der Eltern oder ein Umzug eine Rolle, sagen Experten.

Richtig Pipimachen [und am Abend nichts mehr trinken - die "Urotherapie"]

Neben organischen Ursachen beeinflussen aber auch Gewohnheiten beim Trinken und beim Toilettengang am Tag die Nässe bei Nacht. "Viele Kinder trinken unregelmäßig und abends zu viel oder huschen immer nur schnell auf die Toilette, so dass ihre Blase nicht ganz leer wird", so Marschall-Kehrel. In Trinkprotokollen und Blasentagebüchern sollen ihre Patienten notieren, wie und wann sie trinken oder auf Toilette gehen. So lassen sich ungünstige Verhaltensweisen schnell erkennen. Mit Hilfe der Urotherapie, die diese Verhaltensweisen angeht, schaffen es bis zu 47 Prozent ihrer Patienten innerhalb von vier Wochen, nachts trocken zu werden.

[Die Piep-Unterhose]

Bei den anderen Kindern kann eine Klingelhose helfen, die sie nachts tragen: Die Unterhose beginnt zu piepen, sobald sie Feuchtigkeit wahrnimmt. Das Kind soll davon wach werden und zur Toilette gehen. "Nach und nach lernt dadurch das Gehirn, das Aufwachen einzuleiten, wenn die Blase drückt, statt den Schließmuskel zu entspannen", erklärt Claßen. Immerhin bei acht von zehn Kindern hilft das. Die Methode benötigt jedoch den Einsatz der ganzen Familie. Die Eltern müssen jedes Mal sicherstellen, dass das Kind auch wirklich wach ist und zur Toilette geht. Sonst setzt der Lerneffekt nicht ein.

[Hormonmangel an ADH - Wirkstoff Desmopressin - Tabletten für die Kinder]

Andere Untersuchungen zeigten, dass der Mangel eines Hormons zur nächtlichen Inkontinenz führen kann. Das Antidiuretische Hormon (ADH) hemmt die Harnproduktion und wird normalerweise nachts vermehrt ausgeschüttet. Der Wirkstoff Desmopressin kann dieses Hormon ersetzen. Die Mehrzahl der Kinder hat durch Tabletten mit dem Mittel trockene Nächte. Lassen sie das Medikament allerdings mal weg, beginnt das Einnässen oft von vorn. "Wenn die Kinder auf Klassenreisen fahren oder bei Freunden übernachten, können die Tabletten jedoch Sicherheit geben", sagt Claßen.

Unabhängig von Urotherapie und Klingelhose - in einem sind sich die Experten einig: Verständnisvolle Eltern und ein unterstützender Arzt helfen den Kindern, trotzdem selbstbewusst durchs Leben zu gehen.>


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18.11.2011: Kinderhüten: Wenn die Nachbarin aus Gefälligkeit Kinder hütet, so haftet sie nicht für Unfälle, wenn sie die Gefälligkeit nicht ganz erfüllt

aus: 20 minuten online: Nicht aufgepasst: Hütekind stirbt, Nachbarin bleibt unbehelligt; 18.11.2011;
http://www.20min.ch/news/schweiz/story/Huetekind-stirbt--Nachbarin-bleibt-unbehelligt-24898676

<Ein Mädchen verunfallt beim Spielen schwer - und stirbt später an den Folgen. Die Nachbarin, die auf das Kind aufpassen sollte, kann dafür nicht belangt werden, entschied nun das Bundesgericht.

Beim Hüten von Nachbars-Kindern handle es sich um eine Gefälligkeit, argumentierte das Bundesgericht zugunsten einer Zürcher Mutter.

Eine Zürcher Mutter haftet nicht für den schweren Unfall eines kleinen Mädchens, auf das sie kurz hätte aufpassen sollen. Das Bundesgericht hat die Beschwerde der Eltern des Opfers abgewiesen und entschieden, dass der Frau kein Fehler angelastet werden kann.

Die Frau hatte im April 2001 kurz auf das vierjährige Mädchen ihrer Nachbarn aufgepasst. Während das Kind draussen mit ihrem eigenen fünfjährigen Sohn und einem weiteren Jungen spielte, verrichtete die Mutter Hausarbeiten. Hie und da schaute sie nach, ob sich die Kinder nach wie vor im Garten vor dem Haus aufhielten.

In Fluss gefallen und Hirnschaden erlitten

Nachdem sie kurz in die Waschküche gegangen war, telefonierte sie und bemerkte dabei eine Nachbarin, die am Gartenzaun aufgeregt gestikulierte: Das gehütete Mädchen war in die nahe Glatt gefallen und konnte erst zehn Minuten später aus dem Fluss geborgen werden.

Das Kind hatte bei dem Unfall eine Hirnschädigung erlitten, lag danach im Wachkoma und blieb schwerst behindert. Vor einem Jahr verstarb das Mädchen. Bereits 2004 hatte die Zürcher Justiz die Nachbarin 2004 vom Vorwurf der fahrlässigen schweren Körperverletzung freigesprochen.

Im vergangenen März wies das Obergericht auch die im Namen ihrer Tochter erhobene Zivilklage der Eltern auf Zahlung einer Genugtuung von 300 000 Franken ab. Das Bundesgericht hat diesen Entscheid nun bestätigt und die Beschwerde der Eltern abgewiesen.

Nur gelegentliche Kontrolle

Laut Gericht kann der Frau, die auf das Kind aufpassen sollte, keine Verletzung der Sorgfaltspflicht angelastet werden. Beim Hütedienst habe es sich um eine Gefälligkeit gehandelt. Die Sorgfaltspflicht richte sich in diesem Rahmen nach dem Massstab, den die gefällige Person in eigenen Angelegenheiten anwende.

Es sei davon auszugehen, dass ein Elternteil in einer solchen Situation die Arbeiten im Haushalt unregelmässig unterbreche, um sich zu vergewissern, ob noch alles in Ordnung sei. Hingegen wäre es realitätsfremd anzunehmen, dass in regelmässigen Abständen von 5 bis 10 Minuten bewusst nach den spielenden Kindern geschaut werde.

Im konkreten Fall sei auch nicht davon auszugehen, dass die betroffene Frau in den höchstens fünfzehn Minuten nach ihrer Rückkehr aus der Waschküche bis zum Wahrnehmen der Nachbarin einen konkreten Anlass gehabt hätte, nach den Kindern zu sehen.

(Urteil 4A_275/2011 vom 20.10.2011; BGE-Publikation)

(sda)>

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30.11.2011: "Hüftschnupfen" - wenn das Kind plötzlich unter Schmerzen hinkt

aus: n-tv online: Wenn das Kind plötzlich hinkt: Bei Hüftschnupfen hilft Ruhe; 30.11.2011;
http://www.n-tv.de/wissen/Bei-Hueftschnupfen-hilft-Ruhe-article4894421.html

<Will ein Kind plötzlich nicht mehr laufen oder hinkt es unter Schmerzen, verbirgt sich in der Regel ein sogenannter Hüftschnupfen dahinter. Ruhe und Schonung sind dann die wichtigsten Maßnahmen.

Hüftschnupfen: Bei der auch Coxitis fugax genannten Erkrankung handelt es sich um eine schmerzhafte Entzündung der Hüftgelenkskapsel. Wenn Kinder plötzlich hinken, könnten sie unter einem solchen Hüftschnupfen leiden. "Hat der Kinder- und Jugendarzt einen Hüftschnupfen diagnostiziert, ist die Entlastung des Gelenks die wichtigste Maßnahme", sagt Monika Niehaus vom Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ) in Thüringen.

Bei starken Beschwerden können schmerzlindernde Medikamente helfen. "Da Kinder bis zu etwa sechs Jahren noch nicht gut mit Gehhilfen umgehen können, sollten sie einige Tage das Bett hüten. Halten Betroffene die Schonung ein, lassen die Beschwerden etwa nach einer Woche ohne Folgen nach."

Oft zuvor Infekt

Oft geht dem Hüftschnupfen zwei Wochen zuvor ein grippaler oder ein Magen-Darm-Infekt voraus. Auch eine Erkrankung der oberen Atemwege, eine Mandelentzündung, eine Mittelohrentzündung kann das Kind durchgemacht haben. "Wie der Hüftschnupfen und die Infekte zusammenhängen, wissen wir noch nicht. Die Schmerzen in den Leisten beginnen meist plötzlich und können in den Oberschenkelbereich bis hin zum Knie ausstrahlen", erläutert Niehaus.

Wichtig sei es, rheumatische Erkrankungen oder eine bakterielle Gelenkentzündung auszuschließen. "Wenn die Hüftschmerzen mit Fieber verbunden sind, sollten Eltern umgehend ihren Kinder- und Jugendarzt aufsuchen, um Schäden am Gelenk frühzeitig verhindern zu können."

dpa>

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14.12.2011: Deutschland führt die "Familienhebamme" ein, um kritische Familien zu beraten und tote Kleinkinder zu vermeiden

aus: n-tv online: Hebammen sollen hinschauen: Einigung beim Kinderschutz; 14.12.2011;
http://www.n-tv.de/politik/Einigung-beim-Kinderschutz-article4995656.html

<Drei Jahre lang haben Bund und Länder über ein neues Kinderschutzgesetz gestritten. Jetzt ist die Einigung da. Das Geseetz kann voraussichtlich bereits am 1. Januar in Kraft treten..

Nach langem Streit haben sich Bund und Länder über ein neues Schutzgesetz für Kinder in Problemfamilien verständigt. Danach wird der Bund dauerhaft die Kosten für sozialpädagogisch geschulte Familienhebammen übernehmen. Sie sollen bis zu einem Jahr nach der Geburt die Kinder betreuen und die Eltern in Erziehungsfragen beraten. Dies teilten Bundesfamilienministerin Kristina Schröder (CDU) und die Sozialministerin von Mecklenburg Vorpommern, Manuela Schwesig (SPD), nach einem Einigungsgespräch mit.

Das Gesetz hatte im November im Bundesrat unter anderem wegen der offenen Finanzierungsfrage keine Mehrheit gefunden. Die Bundesregierung hatte daraufhin den Vermittlungsausschuss von Bundesrat und Bundestag angerufen. Bestätigt er bei seiner Sitzung an diesem Mittwoch den von Schwesig und Schröder ausgehandelten Kompromiss, kann das Gesetz noch am Freitag die Länderkammer passieren. Das neue Gesetz kann dann zum 1. Januar 2012 in Kraft treten.

Der Bund sichert den Ländern zu, nach einer Anlaufphase ab 2014 jährlich 51 Millionen Euro für den Hebammen-Einsatz zur Verfügung zu stellen. "Die speziell geschulten Hebammen sollen hinschauen, Probleme früh erkennen und für Hilfe sorgen", sagte Schröder. Das Geld sei ausreichend, um bei zehn Prozent aller Kleinkinder erweiterte Betreuung und Beobachtung in den ersten Monaten zu gewährleisten. Nach Schröders Angaben wird von Experten etwa jede zehnte Geburt als möglicher Konfliktfall angesehen.

Schwesig sprach von einem "weiteren Baustein zum Schutz der Kinder". Mit dem Gesetz würden zudem die Qualitätsstandards in Kinderheimen verbessert, ohne dass dies bei der Aufsicht zu mehr Bürokratie in den Kommunen führe. Auch sei es möglich, gleich in den Krankenhäusern helfende Netzwerke zu knüpfen, etwa wenn es Anzeichen gebe, dass eine Mutter ihr Kind nicht annehme oder damit überfordert sei. Auch wird Lehrern und Ärzten Beratung zugesichert, wenn sie Anzeichen für Kindesvernachlässigung haben.

Auslöser des neuen Bundeskinderschutzgesetzes waren der Tod von Kevin in Bremen und Lea Sophie in Schwerin sowie anderer vernachlässigter Kinder. Daraufhin hatte der Bund die Länder zu einem "Kindergipfel" ins Kanzleramt eingeladen. Über drei Jahre wurde danach über einen besseren Schutz für Kinder aus Problemfamilien gestritten. Ein erster Gesetzentwurf, den Ursula von der Leyen (CDU) als Familienministerin in der vergangenen Wahlperiode vorgelegt hatte, war im Bundestag gescheitert.

dpa>


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3.1.2012: Das "Trotzalter" ist der Anfang, das Selbstbewusstsein in ein Gleichgewicht mit der Umwelt zu bringen - viele Erziehungsratgeber bleiben dumm gegen Kinder

aus: Basler Zeitung online: Unsere Kinder sind nicht gestört; 3.1.2012;
http://blog.bazonline.ch/mamablog/index.php/21026/unsere-kinder-sind-nicht-gestort/

<Jeanette Kuster

Man findet sie heute in fast jeder Familienwohnung und mancher von Ihnen hat vielleicht gerade ein Exemplar zu Weihnachten geschenkt bekommen: einen Erziehungsratgeber. Die Buchhandlungen sind voll mit den auf Eltern ausgerichteten Fachbüchern, für jedes Kinder-Problem gibt es eine in Buchform präsentierte Lösung. In diesen Regalen steht seit Kurzem auch «Menschenkinder – Plädoyer für eine artgerechte Erziehung», das neue Werk des deutschen Kinderarztes und Autors Herbert Renz-Polster. Doch im Gegensatz zu den meisten anderen Autoren will uns Renz-Polster eben keine neue, alleinseligmachende Erziehungstheorie aufschwatzen, sondern erklärt vielmehr die bereits kursierenden Ansätze als grösstenteils absurd.

«Hierzulande breitet sich ein neuer Sport aus – nämlich danach zu suchen, was die Natur bei der Grundausstattung der Kleinen wohl vergessen haben könnte», schreibt der Autor. Jede neue Erziehungstheorie fusse auf Angst. Der Angst, als Eltern etwas zu vermasseln. Und deshalb verkaufen sich selbst umstrittene Ratgeber wie das Drill-Buch von Tiger-Mum Amy Chua so gut. Höchste Zeit, dem etwas entgegenzusetzen, ja einen neuen Massstab anzulegen, an dem sich alle Behauptungen über Kinder zu messen haben, fordert Renz-Polster. «Wenn wir den Kindern gerecht werden wollen, müssen wir ihre Geschichte kennen. Und ich spreche von ihrer evolutionären Geschichte.»

Wie sich Kinder verhalten und entwickeln, hängt laut dem Kinderarzt keineswegs nur mit ihrem direkten Umfeld zusammen. Vielmehr seien es über Generationen vererbte Prägungen, die dafür sorgen, dass ein Kind zum Beispiel mit zwei Jahren ins Trotzalter kommt oder als Dreijähriges plötzlich zum heiklen Esser wird. Klar, die kindliche Entwicklung sei für die Eltern nicht immer eitel Sonnenschein, «aber sie ist dennoch Grund zu Optimismus: Sie beruht auf einer Auswahl dessen, was funktioniert hat.»

Seine Aussage begründet Renz-Polster mit diversen Beispielen. So sei es etwa aus evolutionärer Sicht nur logisch, dass ein Baby ununterbrochen nach Nähe verlange. Schliesslich war Nähe zu Urzeiten, als wir Menschen als Jäger und Sammler lebten und noch keine geschützten Behausungen besassen, sein wichtigster Schutz. «Kinder, die ohne zu zögern alleine unter den viel besungenen Sternlein am Himmel eingeschlafen wären, wären in dieser Welt tote Babys gewesen.»

Auch die Trotzanfälle, immer wieder Gegenstand von Erziehungsdiskussionen, nimmt der Autor unter die Lupe. Und fragt sich, wie man ernsthaft glauben könne, trotzende Kleinkinder hätten nichts Anderes im Sinn, als ihren Willen durchzusetzen und dadurch im Zuhause die Macht zu übernehmen. Kinder, die in der Vergangenheit ohne den Schutz der Eltern doch kaum ein paar Stunden überlebt hätten. «Aus evolutionärer Sicht ist diese Machtfrage dringend zu überdenken», so Renz-Polster. Schliesslich koste das Trotzen enorm viel Energie und lohne sich daher nur, wenn hinter dem Ganzen ein grosser Nutzen für die eigene Entwicklung stehe.

Seine Theorie: Während der ersten drei Lebensjahre sind die Kleinen Still- und Tragekinder. Dann aber steht in der Regel die Geburt des Geschwisterchens an und aus dem Kleinen wird von einem Tag auf den anderen das Grosse. Die bisherigen Schutz- und Lieblingsplätze bei Mama und Papa sind plötzlich von einem neuen Baby besetzt, das ältere Kind wird sozusagen aus dem Schoss der Mutter hinaus- und mitten in den Clan hineinkatapultiert. Es hat jetzt vermehrt andere Erwachsene, vor allem aber auch andere, verschieden alte Kinder um sich herum. Um sich in dieser Gruppe behaupten zu können, muss es einigermassen selbständig sein. Diese Fertigkeiten sollen natürlich vor dem grossen Sprung geübt werden. Und dies geschieht eben auch, indem das Kind «Nein!» zu sagen beginnt und Zornanfälle hat – zum Beispiel dann, wenn die Mutter dem Kleinkind wie gewohnt den Reissverschluss zumachen will. Es trotzt und brüllt also, weil es mehr selber machen, Fingerfertigkeiten entwickeln, seine Selbständigkeit trainieren will.

Natürlich gehe es auch oft nur ums Prinzip, also um das Neinsagen an sich, gesteht der Autor. Dennoch sollten Mutter und Vater dieses Verhalten nicht länger auf sich beziehen. «Die Revolution richtet sich nicht gegen die Eltern. Das ist eine Revolution für die eigenen Interessen – für die Interessen der eigenen Entwicklung.»

Liest man Renz-Polsters Argumentation, taucht unweigerlich die Frage auf, weshalb denn wir Eltern nicht ebenfalls über solche Prägungen verfügen sollten, einen Brutpflegeinstinkt sozusagen, dank dem wir sowieso nicht scheitern können? Der Autor antwortet, dass wir kein festes Erziehungsprogramm hätten, damit wir flexibel auf unsere Lebensumstände reagieren können – ein Vorteil also aus evolutionärer Sicht. Zudem verfügen wir zwar über eine gewisse Intuition, was den Umgang mit Kindern angeht. Allerdings fehlt uns heute die Übung, sprich: Da wir nicht mehr in Grossfamilien leben, lernen wir als Jugendliche den Umgang mit Babys nicht. Und der Stress, dem sich viele Jungeltern nach der Geburt ausgesetzt sehen, eben weil sie sich alleine gelassen fühlen, sei zudem ein «Intuitionskiller».

Also sind wir vielleicht doch auf all die Ratgeber angewiesen, wenn unsere Intuition durch die modernen Lebensbedingungen regelrecht abgemurkst wird? Solange die Bücher bloss mit Versagensängsten argumentieren und uns auch noch das letzte bisschen Instinkt absprechen: Nein, danke. Ordnen sie aber wie «Menschenkinder» das Verhalten des Kindes ein und zeigen uns Eltern dadurch auf, dass wir erstens gar nicht so viel falsch machen und zweitens auch unser Nachwuchs sich nicht unbedingt fehl- , sondern einfach nur normal verhält: Ja, unbedingt.

Es geht im Familienleben und der Erziehung darum, Kompromisse zu finden, die den Bedürfnissen beider Seiten – der Eltern wie der Kinder – gerecht werden. Und auf der Suche danach hilft es, sich ab und zu vor Augen zu führen, weshalb der Nachwuchs sich so verhält, wie er das eben in einem gewissen Alter überall auf der Welt seit Generationen tut. Kinder sind nicht von Natur aus gestört, wie uns die vielen Erziehungstheoretiker immer wieder weismachen wollen. Sie sind zuweilen anstrengend, sehr sogar, aber sie sind trotzdem nahezu perfekt, so wie sie sind. Oder eben genau dank ihres aus Erwachsenensicht oft mühsamen Verhaltens auf dem besten Weg dazu.

Oder sehen Sie das ganz anders?>

Kommentar

Einer der "Erziehungsratgeber", der die Kinder konsequent zu "Machtkämpfern" stempelt, ist von Herrn Dreikurs "Kinder fordern uns heraus". Kapitelweise werden dort Kinder "fertiggemacht" bis zur Formulierung "verwöhnte Brut". Die Erziehungsministerien der Welt sind bis heute nicht gewillt, solche Bücher gegen Kinder zu verbieten. Und der Klett-Verlag in Stuttgart handelt ebenfalls nicht. Es isch e Schand.

Michael Palomino, 3.1.2012

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Schweiz 28.1.2012: Qualität von Kinderkrippen ist manchmal bedenklich - und die Kontrollen sind lasch

aus: Basler Zeitung online: Krippen sind nicht so gut, wie sie sein könnten; 28.1.2012;
http://bazonline.ch/leben/gesellschaft/Krippen-sind-nicht-so-gut-wie-sie-sein-koennten/story/28602190

<Von Liliane Minor

Forscher haben erstmals Kindertagesstätten in der Deutschschweiz auf ihre Qualität hin getestet. Das Resultat ist ernüchternd.

Seit Juni 2009 läuft am Marie-Meierhofer-Institut für das Kind ein Projekt zur Qualitätsentwicklung und Professionalisierung von Kinderkrippen. In diesem Zusammenhang hat das Institut 74 Gruppen in 38 Deutschschweizer Krippen nach international gebräuchlichen Kriterien getestet. Das wenig schmeichelhafte Ergebnis nach dem ersten Test: Keine einzige Gruppe erreichte auf einer Skala von 1 bis 7 mehr als 4,5 Punkte. Als gut gilt eine Krippe mit 5 oder mehr Punkten, als mittelmässig eine mit 3 bis 4,9 Punkten.

54 Gruppen wurden mit mittelmässig bewertet – allerdings kamen 50 von ihnen nicht einmal auf 4 Punkte. 20 Gruppen wurden mit weniger als 3 Punkten bewertet. Das bedeutet: unzureichend. Und das, obwohl die Krippen, die am Projekt teilnahmen, vermutlich zu den Qualitätsbewussteren gehören: Schliesslich mussten sie sich für die Teilnahme am Projekt bewerben. «Man muss davon ausgehen, dass zufällig ausgewählte Stichproben eher noch schlechter ausgefallen wären», vermutet Heidi Simoni, die Leiterin des Instituts.

Amerikanische Skala

Getestet wurde nach der sogenannten Krips-Skala. Diese bewertet unter anderem die pädagogische Arbeit, die Aktivitäten, Platz und Ausstattung sowie Betreuung und Pflege. Am heikelsten ist dabei offenbar der Bereich Betreuung und Pflege: Selbst die bestbewerteten Krippen schneiden hier schlecht ab.

Die Schweizer Krippen stehen damit keineswegs allein. Auch in Deutschland schneiden Kindertagesstätten (Kitas) bei Bewertungen nach der Krips-Skala meist nur mittelmässig ab. Das ist teilweise mit der Skala selbst erklärbar. Krips wurde ursprünglich in den USA entwickelt, und das ist spürbar: Die Wertvorstellungen in den USA sind anders. So gibt es im Teilbereich Hygiene ein «unzureichend», wenn nicht jedes Kind sein eigenes Handtuch hat – das gilt selbst dann, wenn alle anderen Anforderungen erfüllt werden. Gemäss Krips-Skala müssen die Kinder auch rund um die Uhr unter direkter Aufsicht stehen. Damit wird in der Skala negativ bewertet, was im deutschsprachigen Raum als pädagogisch sinnvoll gilt: dass Kinder auch einmal allein in einem Raum spielen dürfen.

Wegen dieser unflexiblen Vorschriften steht die Skala unter Bildungsforschern zunehmend in der Kritik. «Es ist fraglich, ob Krips misst, was es zu messen vorgibt», sagt Margrit Stamm, Professorin und Bildungsforscherin an der Uni Freiburg. «International wird langsam anerkannt, dass die Skala deshalb überarbeitet werden müsste.» Noch steht aber keine Alternative zur Verfügung, die eine internationale Vergleichbarkeit gewährleistet.

Kaum pädagogische Konzepte

Und trotz der Kritik an der Skala: Die Studie lieferte dem Marie-Meierhofer-Institut wichtige Erkenntnisse. Zum Beispiel bestätigte sie die Vermutung, dass es zwischen den Schweizer Krippen riesige Unterschiede gibt, auch was den zentralen Punkt der pädagogischen Qualität betrifft. «Manche Kitas leisten hervorragende Arbeit. Anderen fehlt es am Bewusstsein oder am Personal, um sich mit solchen Fragen auseinanderzusetzen», sagt Heidi Simoni. Diese Diskrepanz beobachtet auch Bildungsforscherin Stamm: «Es gibt Krippen, die noch im Denken verhaftet sind, die Körperpflege und das Hüten der Kinder sei das Wichtigste.» Talin Stoffel, Geschäftsführerin des Krippenverbands Kitas kann diese Kritik nachvollziehen: «Jahrelang ging es vor allem darum, genügend Plätze zu schaffen. Die pädagogische Qualität stand unter diesem Druck zu wenig im Fokus.»

Was unter pädagogischer Qualität zu verstehen ist, ist aus wissenschaftlicher Sicht relativ klar: Vorgegebene Aktivitäten wie gemeinsames Basteln sind für Kleinkinder noch nicht so wichtig; überhaupt keinen Sinn macht es, sie bereits in Kulturtechniken einzuführen. Da Kinder im Krippenalter hauptsächlich informell lernen, gilt es, ihnen Spielmöglichkeiten zur Verfügung zu stellen, die ihrem Entwicklungsstand und ihren Interessen entsprechen. Ziel ihres Spiels ist es letztlich, zu begreifen, wie die Welt funktioniert.

Dabei ist es für die Entwicklung der Kinder positiv, wenn die Erzieherinnen dem Tun der Kinder Interesse entgegenbringen und ihnen ihre Beobachtungen spiegeln. Genau das bezweckt das Marie-Meierhofer-Institut mit seinem Projekt. Die getesteten Krippen führten ein Konzept namens Bildungs- und Lerngeschichten ein, dessen Ziel es ist, jedes Kind regelmässig zu beobachten. Die Erkenntnisse werden mit dem Kind besprochen und in einem Portfolio notiert. In einer zweiten Testserie zeigte sich, dass sich das Konzept auf die pädagogische Qualität positiv auswirkt.

Überraschend für die Forscherinnen war in der zweiten Testserie die Erkenntnis, dass sich allein die erhöhte Sensibilisierung für Qualitätsfragen positiv auswirkt. Zu Kontrollzwecken führten einige der teilnehmenden Krippen das Konzept erst nach der zweiten Testserie ein. Aber auch sie verbesserten sich vom ersten zum zweiten Test. Zwar erreichte im zweiten Test noch keine Krippe ein «gut», aber nur noch drei waren unzureichend.

Lasche Aufsicht

Aus den bisherigen Erkenntnissen leiten die Fachfrauen auch einige Forderungen an Gesellschaft und Politik ab:

  • Für die Arbeit an pädagogischen Konzepten braucht es nach Ansicht von Talin Stoffel mehr tertiär ausgebildetes Personal, denn dafür ist mehr Wissen nötig, als die Berufslehre vermitteln kann.
  • Bezüglich Infrastruktur und Gruppengrössen ist das Gesetz pingelig. Aber zur pädagogischen Qualität fehlen jegliche Vorgaben. Auch die Aufsicht ist nach Ansicht von Heidi Simoni verbesserungsfähig: Vielerorts fehle es den Aufsichtspersonen an Ausbildung, die Kompetenzen seien unklar oder es stehe zu wenig Zeit zur Verfügung.
  • Auf dem Land spielt der Markt unter den Krippen noch kaum: Dort braucht es mehr Plätze. In Städten ist der Markt hingegen oft verzerrt, weil nur ein Teil der Kitas subventioniert wird. Beides kann zur Folge haben, dass auch ungenügende Krippen ausgelastet sind.
  • Für Eltern ist die Qualität einer Kita kaum beurteilbar. Die Uni Freiburg plant aus diesem Grund einen Leitfaden für Eltern. Und sie arbeitet im Auftrag vom Krippenverband Kitas und der Stiftung Jacobs Foundation ein Qualitäts-Label für Kitas aus.
(Tages-Anzeiger)


Gute Tagesstätten

Für eine Betriebsbewilligung müssen Krippen bloss strukturelle Kriterien erfüllen: Die Qualifikation und Zahl der Angestellten, die Grösse der Räume und die Anzahl Kinder sind festgelegt. Über diese Minimalstandards hinaus wissen Eltern oft wenig über die Qualität einer Krippe. Ein Label soll nun Transparenz schaffen.

Mit dem Qualitätslabel sollen ab 2013 in der Schweiz einheitliche und umfassende Qualitätsstandards eingeführt werden. Entwickelt werden diese unter der Leitung von Margrit Stamm, Professorin für Erziehungswissenschaften an der Universität Freiburg. Ähnlich wie bei der Bewertung von Hotels mittels Sternen soll auch das Krippenlabel mehrstufig sein.

Die erste Qualitätsstufe gibt es für die Erfüllung der Betriebsbewilligung, weitere Stufen kommen hinzu für Lern- und Entwicklungsaktivitäten, Beziehungspflege zwischen Betreuerin und Kind, Elternarbeit, Gesundheit und Ausstattung. Das Label soll auch über das Profil einer Krippe informieren, indem es diese beispielsweise für ihren musischen Bereich oder ihre Arbeit punkto Integration auszeichnet.

Der Verband Kindertagesstätten der Schweiz (Kitas) und die Jacobs Foundation stehen gemeinsam hinter dem Qualitäts­label. Kitas vertritt rund 500 Verbandsmitglieder. Die Jacobs Foundation ist eine der grössten europäischen Stiftungen im Bereich der Kinder- und Jugendentwicklung mit einem Jahresbudget von rund 35 Millionen Franken. Sandro Giuliani, Programmverantwortlicher der Stiftung, bezeichnet es als sinnvoll, die Qualitätsdiskussion von privater Seite zu lancieren: «Kleinkind-Betreuung wird heute bloss aus der Kostenperspektive betrachtet. Für eine Qualitätsdiskussion fehlt es derzeit noch an einer breiten politischen Bereitschaft.» (mom)>


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Österreich 3.2.2012: Ein Jahr mehr Kindergarten ist nicht so einfach - <Eltern müssen zahlen>

aus: Der Standard online: Kinder mit Behinderung: Keine Schulreife: Eltern müssen zahlen; 3.2.2012;
http://derstandard.at/1328162499074/Kinder-mit-Behinderung-Keine-Schulreife-Eltern-muessen-zahlen

<Die Entscheidung, ob ein Kind mit Behinderung besser in der Vorschule aufgehoben ist oder ein weiteres Jahr im Kindergarten verbringen kann, sollte individuell möglich sein, fordern Experten.

Viele Eltern behinderter Kinder, die ihr Kind ein Jahr länger im Kindergarten lassen wollen, brauchen gute Nerven

Wien - Wenn Simone Ulreich-Zarotti von ihrer jüngeren Tochter spricht, klingt sie stolz. Stolz darauf, dass die Sechsjährige Fortschritte in ihrer Entwicklung gemacht hat, die Ärzte vor einigen Jahren für unmöglich gehalten haben. Annabelle wurde mit einem genetischen Defekt geboren - "sie hat ein Chromosom verloren", beschreibt es ihre Mutter lächelnd. Bisher sind weltweit nur 35 ähnliche Fälle bekannt.

"Die Diagnose der Ärzte lautete: Diese Kinder sind sehr fröhlich und lernen nie sprechen", erinnert sich die Wienerin. Annabelle kann zwar noch immer nicht alle Laute bilden, spricht aber in grammatikalisch richtigen Sätzen, sie fährt mit Stützrädern Rad, und fröhlich ist sie auch meist. Zu verdanken hat sie das vor allem dem Engagement ihrer Mutter, die jedes mögliche Therapieangebot ergriffen hat, aber auch dem heilpädagogischen Therapie-Institut, in dem Annabelle den Kindergarten besucht hat.

"Dort ist es ihr sehr gut gegangen, und sie hat weitere Fortschritte gemacht", schildert Frau Ulreich-Zarotti. Deshalb hätte sie, als ihre Tochter schulpflichtig geworden ist, aber laut Befund noch nicht schulreif war, diese gern ein weiteres Jahr bis zum Schuleintritt im Kindergarten gelassen, anstatt sie in eine Vorschulklasse zu geben. Was aber von der für Kindergärten zuständigen MA 10 abgelehnt wurde. Schließlich hat man eine Lösung innerhalb der Einrichtung gefunden - mit der Konsequenz, dass Ulreich-Zarotti nun die Kosten für Betreuung und Therapien selbst übernehmen muss, was immerhin 270 Euro mehr im Monat ausmacht.

Auch Anna K. hat ähnliche Erfahrungen gemacht. Ihr siebenjähriger Sohn hat das Down-Syndrom und geht in einen Kindergarten der St. -Nikolaus-Kindertagesheim-stiftung - dort hätte Frau K. ihr Kind noch gern ein Jahr länger gelassen. "Zunächst hat es auch so ausgesehen, als könnte Sebastian im Kindergarten bleiben, aber zwei Tage vor den Sommerferien hat die MA 10 mitgeteilt, dass er im Herbst in die Schule muss." Ihr Ausweg: Die Anmeldung zum häuslichen Unterricht, der eben im Kindergarten stattfindet. "Zum Glück war ein Platz frei", sagt die Wienerin. Die monatlichen Kosten von 224 Euro muss Anna K. allerdings selbst aufbringen.

"Für die Familie ist das eine schwierige Situation", sagt Mar- lene Erlacher, Sprecherin der St.-Nikolaus-Kindertagesheimstiftung. Gerade bei Kindern mit Entwicklungsverzögerungen wäre es gut, wenn von Fall zu Fall individuell entschieden werden könnte, was für das Kind das Beste ist. Die Möglichkeit, ein Jahr länger im Kindergarten zu bleiben, sollte nicht generell ausgeschlossen werden. Eine Regelung von offizieller Seite wäre für die Kindergärten und auch für die Familien eine extreme Erleichterung.

Eine Lösung fordert auch der Wiener Caritas-Direktor Michael Landau im Gespräch mit dem STANDARD. "Es ist hoch problematisch, dass Kinder mit Entwicklungsverzögerungen nicht die erforderliche Zeit in einem vertrauten Umfeld erhalten - dies ist meiner Ansicht nach auch eine Form von Barriere und Behinderung."

Sowohl bei der MA 10 als auch im Büro von Bildungsstadtrat Christian Oxonitsch (SPÖ) verweist man auf den Stadtschulrat, dieser sei dafür zuständig. "Die gesetzliche Regelung ist klar", sagt Landesschulinspektor Gerhard Tuschel - alle Kinder, die bis zum 1. September sechs Jahre alt werden, sind schulpflichtig. Ist ein Kind noch nicht schulreif, kommt es in eine Vorschulklasse. Die Anmeldung zum häuslichen Unterricht, räumt Tuschel ein, sei die einzige Möglichkeit, für Eltern behinderter Kinder, den Schuleintritt um ein Jahr zu verschieben. Tuschel: "Allerdings kann dann die öffentliche Hand nicht die Kosten übernehmen."

Plätze knapp

Auch an "Lobby4Kids" und "Integration Wien" haben sich mehrere Eltern gewandt, die ihr Kind gerne ein weiteres Jahr im Integrationskindergarten lassen wollen. Die beiden Vereine haben deshalb am 17. Jänner einen Brief an Oxonitsch geschickt, mit der Bitte, eine Lösung zu finden.

"Es kommt wiederholt vor, dass Kinder mit Behinderungen erst mit fünf Jahren in den Kindergarten kommen", schildert Petra Pinetz von "Integration Wien", geeignete Plätze seien knapp. In den städtischen und privaten Kindergärten und Horten werden in Wien rund 2090 Kinder mit Behinderung betreut. Zusätzlich gibt es noch weitere 535 heilpädagogische Plätze.

Trotzdem müsse sie manchmal bis zu 30 Privat-Kindergärten und Tagesmütter abklappern, bis ein Platz gefunden sei, sagt Pinetz. Genauso schwierig sei es für die Eltern, ihr Kind in einer Vorschule unterzubringen. Pinetz: "Ein weiteres Jahr in einem geschützten, vertrauten Rahmen wie dem Kindergarten ist für diese Kinder meist enorm wichtig." (Bettina Fernsebner-Kokert, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 4.2.2012)>


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26.4.2012: Gehirnwachstum durch Frühförderung

aus: Der Standard online: Frühkindliche Förderung: "Frühe Förderung macht Gehirn leistungsfähiger"; 26.4.2012;
http://derstandard.at/1334796180866/Fruehkindliche-Foerderung-Fruehe-Foerderung-macht-Gehirn-leistungsfaehiger

<Interview |
Sebastian Pumberger

Sind Kinder Reizen ausgesetzt, kann das Gehirn besser wachsen, sagt die Neurolinguistin Manuela Macedonia.

Manuela Macedonia: "Es geht in erster Linie darum, dass optimale kindliche Entwicklung kein Zufall bleibt, wie es bisher gewesen ist, und dass man sensible Entwicklungsphasen mit viel Wissen über das Gehirn gekonnt begleitet. Nur so kann das Potenzial jedes Kindes zur optimalen Entwicklung kommen."

Nicht allein unsere genetische Veranlagung bestimmt die Leistungsfähigkeit des Gehirns. Es ist vor allem die frühkindliche Förderung, die zu einer besseren Vernetzung der Gehirnzellen führt. Kinder, die früh gefördert werden, haben auch später bessere Chancen, sich neues Wissen anzueignen. "Es geht in erster Linie darum, dass optimale kindliche Entwicklung kein Zufall bleibt", sagt Manuela Macedonia, Wissenschaftlerin am Max-Planck Institut für Kognitions- und Neurowissenschaften in Leipzig, im Interview mit derStandard.at. Reize und die Umwelt beeinflussen die Gehirnentwicklung: "Wolfgang Amadeus Mozart wäre niemals Mozart geworden, wenn er als Sohn eines Senners im Salzburger Land ohne Zugang zu Musikinstrumenten aufgewachsen wäre."

derStandard.at: Warum soll man eine Fremdsprache in frühen Kinderjahren lernen?

Macedonia: Das Gehirn verändert sich mit der Zeit, und es wird leistungsfähiger, wenn Sie es früh lernen lassen. Ein Kind, das eine Zweitsprache mit zwei oder drei Jahren erlernt, erwirbt nicht nur die sprachliche Kompetenz, es stärkt seine "Hardware", also sein Gehirn. Später kommt ihm diese Veränderung zugute, das Kind wird weitere Sprachen leicht lernen. Das System Gehirn wächst mit der Aufgabe, es steigert sich mit dem Lernen, mit der Herausforderung.

derStandard.at: Gilt das nur im Bereich der Sprache?

Macedonia: Es gilt in anderen Bereichen genauso. Nehmen wir zum Beispiel die Musik: Ein Konzertpianist verfügt über ungehörige motorische Fertigkeiten. Wenn ein Kind tatsächlich mit drei Jahren bereits am Klavier sitzt, hat es die Chance, diese Fertigkeiten zu erwerben und dadurch Konzertpianist zu werden. Fängt das Kind erst mit zehn, zwölf Jahren an, Klavier zu lernen, wird es möglicherweise ein sehr gutes Amateurniveau erreichen, aber niemals zur Spitze gehören - statistisch gesehen. Natürlich sind Ausreißer in der Statistik immer möglich.

Wolfgang Amadeus Mozart wäre niemals Mozart geworden, wenn er als Sohn eines Senners im Salzburger Land ohne Zugang zu Musikinstrumenten aufgewachsen wäre. Dasselbe gilt für Hermann Maier, der mit drei Jahren seine ersten Ski unter dem Weihnachtsbaum fand und täglich auf dem Schnee unterwegs war.

derStandard.at: Die Umwelt beeinflusst also stärker die Entwicklung des Gehirns als die genetische Veranlagung?

Macedonia: Ja. Selbstverständlich spielen die Gene eine Rolle, aber in einem viel kleineren Ausmaß, als alle bisher dachten. Selbst wenn Hermann Maier optimale Gene für den Skisport hätte, aber in Hannover aufgewachsen wäre mit einer Woche Skifahren im Jahr in der Flachau, wäre er nie Weltmeister geworden. Wenn ich ein Fremdsprachendesaster bin, hat mein Kind trotzdem die Chance, zum Fremdsprachentalent zu werden, wenn ich es früh genug fördere.

In den kognitiven Neurowissenschaften wird momentan in diesem Bereich intensiv geforscht und es gilt das Motto von Sebastian Seung: "Ich bin nicht mein Genom, ich bin mein Konnektom" - also bin ich die Vernetzung meiner Gehirnzellen. In dieser Vernetzung liegt unser Wissen, unser Charakter, unsere Kompetenz in allen möglichen Bereichen. Durch Reize und Input ensteht die Vernetzung auf der Oberfläche des Gehirns, aber auch die Verdrahtung im Inneren, in der sogenannten weißen Substanz. Je früher gefördert wird, desto besser vernetzt sich das Gehirn.

derStandard.at: Was passiert, wenn die Sprachentwicklung nicht gefördert wird?

Macedonia: Es können Defizite in vielen Bereichen entstehen, zum Beispiel kann der Wortschatz verarmen. Die Komplexität des sprachlichen Ausdrucks nimmt ab, dadurch gelingt die sprachliche Differenzierung von Inhalten nicht immer optimal. Auch Rechtschreibstörungen können ein Produkt mangelnder Sprachförderung in den ersten Lebensjahren sein. Früher tendierte man dazu, das Thema genetischen Defekten zuzuschreiben, mittlerweile weiß man, dass es nicht nur an den Genen liegt, wenn das Kind Probleme im Bereich Legasthenie oder Dyslexie hat.

derStandard.at: Wie wirkt sich der veränderte Konsum von Medien auf die Entwicklung von Sprache aus?

Macedonia: Leider beschäftigen uns elektronische Medien immer mehr und rauben uns Zeit für Wichtiges, mitunter auch für die Kommunikation mit Kindern. Ein Kind lernt Sprache durch die Interaktion mit Bezugspersonen. Wenn diese Interaktion nicht in ausreichendem Ausmaß vorhanden ist, ist die Sprachentwicklung des Kindes defizitär. Ein Kind kann eine Sprache oder eine Fremdsprache leider nicht durchs Fernsehen lernen. Das haben Experimente von Patricia Kuhl gezeigt.

Oft ersetzt die Märchen-CD das Vorlesen des Märchens. Das ist nicht optimal, denn durch das Medium kann das Kind nicht interagieren, nicht fragen, nicht selbst etwas dazu sagen, nicht jene Bereiche sprachlich erweitern, die ihm wichtig sind. Darüber hinaus spielen die Kleinen gerne mit piepsenden Geräten. Sie vergeuden dadurch Zeit für die kommunikative Interaktion mit Erwachsenen - also für ihre Sprachentwicklung.

derStandard.at: Frühkindliche Förderung ist auch ein sozialer Faktor. Wohlhabende oder gut ausgebildete Eltern fangen früher mit der Förderung an.

Macedonia: Ja, leider sprechen die Statistiken für diesen Trend. Deswegen - damit die kognitiven Unterschiede zwischen Wohlhabenden und Nichtwohlhabenden nicht allzu groß werden - ist es wichtig, dass die Möglichkeit einer frühkindlichen Förderung für alle Kinder gegeben ist, das jedes Kind die Chance hat, sich einem Instrument zu nähern, sich ausreichend zu bewegen, eine Zweitsprache kennenzulernen.

Aus diesem Grund bin ich für den Besuch einer Krabbelstube und eines Kindergartens: Dort werden Kinder gezielt gefördert. Selbst die Skeptiker werden zugeben, dass im Kindergarten nicht ferngesehen wird. Optimal wäre die "natürliche" Frühförderung in der Großfamilie, in der sich alle Mitglieder um die Kinder kümmern und sie mit viel Zeit und Liebe durch die ersten Lebensjahre begleiten. Aber das wird in unserer Gesellschaft immer mehr zur Utopie, daher ist die institutionalisierte Frühförderung auf breiter Basis extrem wichtig.

derStandard.at: Was halten Sie davon, einen verpflichtenden Kindergartenbesuch einzuführen?

Macedonia: Nur so kann man ausschließen, dass ein Kleinkind einige Stunden am Tag Fernsehen konsumiert. Im Kindergarten wird das Kind stattdessen sozial interagieren, spielen, basteln, zeichnen, sich bewegen - vielleicht auch eine Zweitsprache lernen. Man muss sich vor Augen halten, dass die ersten fünf Jahre im Leben eines Menschen jene sind, in denen aus Sicht des Gehirns das Lernen optimal funktioniert.

Es ist die "sensible" Phase, von der viele Pädagogen sprechen. Verstreicht diese Zeit ohne optimale Förderung, entstehen Entwicklungslücken, die kaum nachzuholen sind.

derStandard.at: Glauben Sie, dass KindergartenpädagogInnen eine universitäre Ausbildung haben sollten?

Macedonia: Ja, ihre Arbeit ist enorm wichtig für die Entwicklung des jungen Menschen, sie sind sozusagen die wichtigsten Personen außerhalb der Familie in der Entwicklung des Kindes. Daher sollten sie zu "Hightech-Spezialisten des Gehirns" ausgebildet werden, all das verfügbare Wissen über Lernprozesse und kindliche Entwicklung bekommen, damit sie in ihrer Tätigkeit die Entwicklung des Menschen, mit der sie betraut werden, gekonnt einleiten und betreuen, denn sie prägen die Köpfe von morgen. Ihre Arbeit spielt eine enorme Rolle in der Gesellschaft von morgen.

derStandard.at: Was geschieht, wenn frühkindliche Förderung schiefgeht?

Macedonia: Wenn ein Kind in seinen jungen Jahren nicht optimal gefördert wird, werden ihm die Chancen genommen, die es sonst hätte. In puncto Sprache zeigen Studien über die Reifung der weißen Substanz im Gehirn, dass gewisse Prozesse mit fünf Jahren bereits abgeschlossen sind. Eine optimale Entwicklung der Muttersprache findet bis zum fünften Lebensjahr statt. Mit circa zehn Jahren ist die sensible Phase des Spracherwerbsprozesses bereits beendet.

Danach kann zwar noch gelernt werden, aber die Lerneffizienz des Gehirns für diese Fertigkeit nimmt ab. Fördere ich ein Kind in seinen ersten fünf Jahren nicht optimal, wird es sprachlich defizitär bleiben. Das heißt natürlich nicht, dass ihm enorme Nachteile entstehen müssen, aber Vorteile wird es auf keinen Fall haben.

derStandard.at: Sind Sie der Meinung, dass kleine Kinder, so wie in manchen asiatischen Ländern, permanent mit Klavierunterricht oder Fremdsprachenlernen gedrillt werden müssen, damit ihnen keine Chancen verloren gehen?

Macedonia: Oft können sich Menschen nur zwei Gegensätze vorstellen, das heißt, Kinder zu drillen oder sie sich selbst zu überlassen. Es geht aber darum, dass diese wichtigen Entwicklungsphasen erkannt werden und Kindern dementsprechend Möglichkeiten zur Verfügung stehen. Kinder sollten in ihren ersten Lebensjahren nicht sinnlos Zeit vor dem Fernseher verbringen oder mit einem elektronischen Spiel vergeuden. In dieser Zeit sollten sich die Kleinen bewegen, im Spiel soziale Interaktion betreiben, ins Ballett gehen oder auf einem Pferderücken sitzen und warum nicht auch Englisch spielerisch lernen.

Niemand will Kinder mit Musikunterricht oder Fremdsprachen quälen. Es geht in erster Linie darum, dass optimale kindliche Entwicklung kein Zufall bleibt, wie es bisher gewesen ist, und dass man sensible Entwicklungsphasen mit viel Wissen über das Gehirn gekonnt begleitet. Nur so kann das Potenzial jedes Kindes zur optimalen Entwicklung kommen. (Sebastian Pumberger, derStandard.at, 25.4.2012)

Manuela Macedonia studierte Linguistik, arbeitet am Max-Planck-Institut für Kognitions- und Neurowissenschaften in Leipzig und an der Uni Linz. Zusätzlich hält sie Vorträge und arbeitet in der Vermittlung von neurowissenschaftlichen Erkenntnissen. >


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11.5.2012: Vorlesen und Singen bringt Kinder eher zum Lesen

aus: Der Standard online: OECD: Vorlesen und Singen mit den Eltern macht aus Kindern bessere Leser; 11.5.2012;
http://derstandard.at/1336696612049/OECD-Vorlesen-und-Singen-mit-den-Eltern-macht-aus-Kindern-bessere-Leser

<Sonderauswertung der PISA-Studie - Österreich nicht unter untersuchten Ländern.

Berlin/Wien - Kinder, denen ihre Eltern im Kleinkindalter vorlesen, Geschichten erzählen und die miteinander singen, können später besser lesen. Das zeigt eine Sonderauswertung der PISA-Studie, die die OECD am Freitag veröffentlicht hat. Auffällig bei dem Ergebnis: Während sich häufig - und auch stark in Österreich - der soziale Hintergrund der Familien in den schulischen Leistungen der Kinder spiegelt, ist die positive Wirkung von Vorlesen und anderen Beschäftigungen mit Sprache wie Singen auf das spätere Lesevermögen laut Studie quer durch alle sozialen Gruppen zu beobachten.

Rolle von Büchern im Haushalt

Für die Studie wurden in 14 Ländern bei der PISA-Erhebung zusätzlich zu den Schülertests auch Fragebögen an die Eltern der Teilnehmer verteilt. Darin wurden nicht nur der Bildungshintergrund, Beruf und Einkommen der Eltern erhoben, es wurde auch erfasst, welche Rolle Bücher in den jeweiligen Haushalten spielten und ob die Eltern das Leseverhalten der Kinder in den ersten Schuljahren aktiv geprägt hatten. Österreich war nicht unter den untersuchten Ländern.

"Die Studie belegt, dass Eltern einen entscheidenden Beitrag zum schulischen Erfolg ihrer Kinder leisten können", wird PISA-Experte Andreas Schleicher in der Aussendung zitiert. Dafür würden diese keinen Doktortitel brauchen und müssten auch nicht Stunden mit der Betreuung von Hausaufgaben verbringen. Es sei vielmehr wichtig mit den Kindern regelmäßig über die Schule zu sprechen, ihnen eine hohe Wertschätzung von Bildung zu vermitteln und auf Schwierigkeiten gemeinsam einzugehen. "Bessere Leistungen sind auch dort sichtbar, wo Eltern hohe Anforderungen an Schulen stellen und diese aktiv einfordern." (APA, 11.5.2012)


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Alarm:

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4.6.2012: Todesfälle in Deutschland: Gib Kleinkindern keine Vollnarkose - und schon gar nicht beim unerfahrenen Zahnarzt

aus: Ambulante Zahnoperationen Vollnarkose für Kinder besonders riskant; 4.6.2012;
http://www.spiegel.de/wissenschaft/medizin/narkose-fuer-kinder-bei-ambulanter-zahn-operation-gefaehrlich-a-836062.html

Immer mehr Zahnärzte bieten Behandlungen unter Vollnarkose an. Doch nach dem Tod eines Jungen werden besondere Risiken offenbar. Experten kritisieren eine Billiganästhesie - gerade bei ambulanten Zahnoperationen würden fachliche Standards nicht eingehalten.

Es sollte nur ein Zahnarztbesuch werden. Doch für einen zweieinhalb Jahre alten Jungen endete die Behandlung in einer Praxis im niederrheinischen Goch tödlich - er verstarb nach einer Vollnarkose. Ein tragisches Ereignis, und es ist nicht das einzige dieser Art. Vier weitere Fälle sind seit 2002 bekannt: Sina-Mareen (3), Jeanette (3), Celine (10) und Hannes (2) starben, weil es während oder nach der Anästhesie Komplikationen gab - und anscheinend auch, weil die Ärzte grundlegende Standards missachteten, wie sich in Gerichtsverhandlungen herausstellte.

Gerade weil der Tod der Kinder vermutlich vermeidbar gewesen wäre, seien es "schreckliche Fälle", sagt Tim Neelmeier. Der Rechtsanwalt ist spezialisiert auf Organisationsverantwortung im Arztrecht. Entgegen aller Regeln waren die Eltern mit ihrem betäubten Kind meist allein im Aufwachraum, die Körperfunktionen wurden nicht überwacht. Nur in Abständen schauten Praxishelferinnen herein.

Qualifiziertes Personal erforderlich

"Bei Vollnarkosen ist es wichtig, dass nicht nur Operateur und Anästhesist anwesend sind, sondern auch qualifiziertes Pflegepersonal", sagt Neelmeier - und zwar im Operationsraum und im Aufwachraum. Dass ein Anästhesist Narkosen nicht allein durchführt, verlangt der Facharztstandard, und das verlangten auch die Richter des Landgerichts Halle in ihrem Urteil nach dem Tod des kleinen Hannes, der während der OP einen Herzstillstand erlitten hatte. Alles andere sei ein "Verstoß gegen die Regeln der ärztlichen Kunst".

Heraus kämen solche Fälle immer nur, wenn die Todesumstände vor Gericht verhandelt werden, sagt Jochen Strauß, Chefarzt für Anästhesie und Sprecher des Wissenschaftlichen Arbeitskreises Kinderanästhesie der Deutschen Gesellschaft für Anästhesiologie und Intensivmedizin (DGAI). Ambulante Narkosen werden im Gesundheitssystem nicht zentral erfasst - und die Komplikationen somit auch nicht. "Das ist ein ernstes Problem, das von der Politik gelöst werden muss", sagt Strauß.

Und es ist nicht das einzige. "Gerade Vollnarkosen beim Zahnarzt müssten erheblich besser kontrolliert werden", sagt Wolf-Dietrich Trenner, Sprecher der Patientenvertreter im Unterausschuss Qualitätssicherung im Gemeinsamen Bundesausschuss (GBA), dem Selbstverwaltungsorgan der Ärzte, Krankenhäuser und Krankenkassen. Was fehle, sei eine vorbeugende Qualitätssicherung, um den Standard in Zahnarztpraxen zu vergleichen und zu kontrollieren. Dabei hätte es Begehungen bei ambulant operierenden Ärzten gegeben, doch die seien wieder eingestellt worden, kritisiert Elmar Mertens vom Berufsverband Deutscher Anästhesisten. "Wir haben keine Rechtsgrundlage, um eine Praxis zuzumachen."

Kinder-Anästhesie besonders komplex

Zwar kommt es auch bei anderen ambulanten Operationen immer wieder zu Todesfällen, etwa in Praxen von Hals-Nasen-Ohrenärzten, bei Gynäkologen oder bei Schönheitschirurgen. Aber in einer Zahnarztpraxis seien Narkosen besonders heikel, sagt Mertens: "Eine Zahnarztpraxis ist ganz anders als ein Operationsraum. Die Instrumente am Behandlungsstuhl verdecken den Zugang zum Patienten, Infusionen sind schwierig zu legen, Reanimationen fast unmöglich." Hinzu komme, dass eine Anästhesie bei Kindern besonders komplex ist. "Ihre Stimmritze und auch die Schleimhäute können rasch anschwellen, was zu Sauerstoffmangel führen kann."

Etwa 37 Prozent aller Operationen in Deutschland erfolgen mittlerweile ambulant. Das soll Kosten senken im Gesundheitssystem.

Aus Sicht der Anästhesisten - von den rund 22.000 Anästhesisten in Deutschland arbeiten etwa 2800 freiberuflich - bedeutet das: Ambulante Narkosen werden schlechter bezahlt. Weniger als hundert Euro bekommen sie für zahnärztliche Narkosen, das sind rund 20 Prozent weniger als im stationären Bereich.

Dass allerdings die Ärzte, bei deren Betäubung es zu Todesfällen kam, unter niedrigen Honoraren litten, glaubt Anwalt Neelmeier nicht. Im Fall der verstorbenen Celine war beispielsweise schon der nächste Patient narkotisiert, während die Zehnjährige im Aufwachraum kaum noch atmete. Neelmeier spricht vom "Fließband-Operationsbetrieb", um Kosten zu sparen und Erlöse zu steigern. Die Mutter musste selbst um Hilfe rufen, als sie bei ihrer Tochter keinen Puls mehr fühlte.

Organisationsverschulden einbeziehen

Auf ein Gerichtsurteil, das Narkose bei Zahnarztbesuchen unter ein strengeres Reglement stellt, wartet Neelmeier bislang vergeblich. Nach Todesfällen wurden meist die Anästhesisten angeklagt, nur selten die operierenden Praxisbetreiber. Dabei stellten schon mehrere Richter fest, dass ein Praxisbetreiber genau weiß, ob Fachpersonal und Überwachungsgeräte vorhanden sind, und sich nicht auf die fehlerfreie Arbeit des Anästhesisten verlassen darf.

Nur langsam wandelt sich die Rechtsprechung und bezieht das Organisationsverschulden mit ein, egal ob beim Krankenhausträger oder beim niedergelassenen Arzt: Der Prozess um den Tod von Celine endete jedenfalls Anfang Mai ohne das erhoffte Urteil mit Signalwirkung: Die Berufungskammer des Landgerichts bestätigte die Verurteilung des Anästhesisten und des Oralchirurgen durch das Amtsgericht nicht, sondern stellte das Verfahren gegen eine Zahlung von jeweils 20.000 Euro ein.>


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Im folgenden Artikel sieht man, wieso Spielgruppen für Kleinkinder wichtig sind, und zwar nicht nur wegen des Trainings für die Immunsysteme:

n-tv online, Logo

1.11.2012: Kleinkinder teilen nur unter Aufsicht

aus: n-tv online: Nur unter Beobachtung großzügig: Kleinkinder sind kleinlich; 1.11.2012;
http://www.n-tv.de/wissen/Kleinkinder-sind-kleinlich-article7624916.html

<Kleinkinder und teilen - das ist ein schwierges Kapitel, von dem viele Eltern ein genervtes Lied singen können. Kinder dazu zu erziehen, anderen etwas abzugeben und sich sozial zu verhalten, kann viel Geduld erfordern. Wissenschaftler haben nun in Experimenten herausgefunden, dass Kinder sich nur dann großzügig verhalten, wenn sie dabei beobachtet werden.

Fünfjährige sind nur großzügig, wenn sie bei ihren Handlungen beobachtet werden. Das haben US-Wissenschaftler in Experimenten herausgefunden, in denen sie Kindern kleine Geschenke gaben und dann ihr Verhalten beobachteten. Die Untersuchung zeige, dass schon kleine Kinder sich nach einer gewissen Strategie sozial verhalten - und zwar lange, bevor sie sich darüber bewusst werden, wie wichtig zum Beispiel ein "guter Ruf" im Zusammenleben ist, schreiben die Forscher im Journal "PloS One".

Kristin Leimgruber und ihre Mitarbeiter von der Yale-Universität in New Haven (US-Staat Conneticut) teilten in ihrer Untersuchung insgesamt 64 fünfjährige Kinder - darunter Mädchen und Jungen - in Zweierpaare ein. Die Kinder kannten sich aus der Vorschule. Die Forscher erklärten ihnen, dass sie bei einem Spiel mitmachen, bei dem sie Aufkleber sammeln können, die sie am Ende gegen einen Preis eintauschen können.

Ein Fünfjähriger hatte nun jeweils die Gelegenheit, kleine Aufkleber zwischen sich und seinem Teampartner aufzuteilen. In einem Versuch bekam er selbst zum Beispiel vier Sticker und konnte dann entscheiden, wie viele Aufkleber er seinem Gegenüber abgibt. Die Sticker lagen in einer Box und wurden durch das Ziehen eines Hebels verteilt.

Genau wie die Großen

Die Kinder verhielten sich durchweg immer dann großzügig, wenn der Spendenempfänger sie beim Verteilen sehen konnte. Verhinderten die Wissenschaftler den Sichtkontakt, gaben sie dem anderen weniger Sticker. Das Gleiche passierte, wenn die Forscher die Sticker in einer undurchsichtigen Box ablegten, deren Inhalt nur der Verteiler kannte: Auch dann waren die Kinder weniger großzügig.

Den genauen Grund für das gezeigte strategische soziale Verhalten kennen die Forscher noch nicht. Die Kinder verhielten sich jedoch ziemlich genau wie die Großen: Auch Erwachsene sind Studien zufolge vor allem dann großzügig, wenn ihre Umwelt davon etwas mitbekommt und wenn ihr Ansehen dadurch steigt.

Die Wissenschaftler weisen daraufhin, dass die Kinder eventuell noch weniger großzügig gehandelt haben, weil sie ihnen das Experiment als "Spiel" vorgestellt haben. Möglicherweise haben die Kinder es dadurch als Wettbewerb missverstanden, heißt es in dem Journal.

Quelle: n-tv.de, dpa>

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Der Standard online, Logo

21.12.2012: Das Teddybär-Krankenhaus: <Wenn der Teddy ins Spital muss>

aus: Der Standard online; 21.12.2012;
http://derstandard.at/1355460334709/Wenn-der-Teddy-ins-Spital-muss

<Florian Bayer,
21. Dezember 2012, 14:35

Einführung in die Anatomie: Ein Teddybär, bei dem sich der Bauch öffnen lässt und die Organe herausgenommen werden können.

Um Kindern die Angst vor dem Spitalsbesuch zu nehmen, organisieren Medizinstudenten seit 2001 das Teddybär-Krankenhaus.

"Na, welche Beschwerden hat denn unser pelziger Patient?" Mit diesen Worten beginnt die Aufnahme im Teddybär-Krankenhaus, einem Projekt, das Kindern die Angst vor Krankheit und Spital nehmen soll. Hier können junge Besucher zwischen drei und sieben Jahren ihre mitgebrachten Stofftiere von Medizinstudenten versorgen lassen und so die Krankenhaussituation erleben, ohne selbst betroffen zu sein. Dabei lernen sowohl die Kinder als auch die rund 90 angehenden Mediziner voneinander. 

Bereits seit 2001 wird das Teddybär-Krankenhaus in Graz und Innsbruck veranstaltet, seit 2004 jährlich auch in Wien. Heuer fand es bereits zum zweiten Mal in den Räumen der Wiener Ärztekammer in der Innenstadt statt. Organisiert wird es von der Medical Student's Association (AMSA), die auch schon die Programme "Achtung Liebe" und "Grips statt Chips" initiierte. Für das Teddy-Spital wurde die AMSA kürzlich sogar für den Förderpreis der Österreichischen Gesundheitsberufe-Konferenz nominiert.

Eingegipst, geimpft, operiert 

Von Erstaufnahme über Diagnose mit liebevoll modellierten Röntgen- und Ultraschallgeräten bis hin zur Ausgabe eines Rezepts (etwa "Viel Obst und Gemüse, dreimal am Tag Streicheleinheiten" - Medikamente werden keine verschrieben) wird der Ablauf im Krankenhaus so wirklichkeitsgetreu wie möglich nachgespielt. Die Krankheit ihrer Stofftiere denken sich die Kinder selbst aus, wobei ihrer Fantasie keine Grenzen gesetzt werden. 

Meistens sind es Wunden oder gebrochene Beine, die es zu behandeln gilt. Da reicht es im Normalfall, dem Teddy einen Gips oder Verband anzulegen und vielleicht eine Spritze zu geben. Für Notfälle steht sogar ein stilechter Operationstisch zur Verfügung, an den sich die jungen Besucher und die operierenden Medizinstudenten nur mit Mundschutz, OP-Kittel und Handschuhen setzen dürfen. Schließlich will man den armen Teddy nicht der Gefahr einer Infektion aussetzen. 

Richtiges Zähneputzen und Erste Hilfe

In der Zahnarzt-Ordination üben die Kinder das richtige Zähneputzen. Auch eine Apotheke gibt es, in der sie nach der Diagnose ihre Rezepte gegen Obst einlösen können und eine Tapferkeitsmedaille verliehen bekommen. Schließlich werden den Sprösslingen noch die Grundlagen in Erster Hilfe erklärt, bevor am Schluss noch ein Abstecher in einen echten Rettungswagen auf dem Programm steht - für viele Kinder der Höhepunkt ihres Besuchs.

"Wisst ihr, wofür das gut ist?", fragt Alfred Mitschka und zeigt auf den Defibrillator. Er ist bereits seit knapp 40 Jahren Sanitäter beim Samariterbund Donaustadt-Floridsdorf und erklärt geduldig und kindgerecht, was zu tun ist, wenn der "menschliche Motor" ausfällt, oder wofür es etwa einen Kühlschrank im Rettungswagen braucht. Die Kinder kommen aus dem Staunen nicht heraus.

"144 - Die Rettung kommt zu mir"

Ganz besonders freut Mitschka, dass in dieser jungen Kindergartengruppe schon alle die Notrufnummer 144 kennen. "Das wissen nicht einmal alle Erwachsenen. Manche glauben doch tatsächlich, dass die Rettung einfach so kommt, wenn einem etwas zustößt", sagt Mitschka. Umso wichtiger sei es, bereits im Kindesalter die Kinder mit dem Thema Gesundheit und Krankheit vertraut zu machen, erklärt der 70-jährige Sanitäter. Ans Aufhören denkt er trotz seines Alters nicht: "Die Kinder sind so wissbegierig - mir macht es eine Riesenfreude, mit ihnen zu arbeiten." 

Mitschka ist von Anfang an ehrenamtlich beim Teddybär-Krankenhaus dabei und hofft, dass sich auch in den nächsten Jahren noch genügend Sponsoren finden. Schließlich gebe es, obwohl alle ehrenamtlich am Projekt mitarbeiten, doch einige Kosten: Allein das Rettungsauto kostet für einen Tag an die 1.000 Euro. Mitschka ist aber zuversichtlich, dass sich auch in Zukunft genügend Unterstützer finden werden. 

Interesse am Teddybär-Krankenhaus besteht jedenfalls mehr denn je: Am 20. und 21. Dezember betreuten die Medizinstudenten etwa 1.000 Kinder, manche Kindergartengruppen und Volksschulklassen mussten sogar auf nächstes Jahr vertröstet werden. (Florian Bayer, derStandard.at, 21.12.2012)

>> Zur Ansichtssache: Mit Teddy ins Krankenhaus

Links:

Teddy-Krankenhaus

AMSA>

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20
                            minuten online, Logo

18.7.2013: Schwimmhilfen für Babys und Kinder sind oft gefährlich schwach

aus: 20 minuten online:
Testlabor warnt: Viele Schwimm-Hilfen für Kinder sind gefährlich; 18.7.2013;
http://www.20min.ch/schweiz/news/story/21458146

<Aufblasbare Schwimmtiere, Luftmatratzen für Kinder und Schwimmsitze für Babys sind beliebt. Ein Test des deutschen TÜV zeigt: Viele erfüllen minimalste Sicherheitsanforderungen nicht.

Pünktlich zum Sommerwetter hat der deutsche TÜV Rheinland aufblasbares Wasserspielzeug und Babyschwimmsitze unter die Lupe genommen. Er hat dafür in Strandbuden und Souvenirshops von beliebten Ferienregionen in Italien und Spanien 50 Badeartikel gekauft und im Labor getestet. Das Ergebnis: 20 dürften in der Europäischen Union gar nicht verkauft werden. Sie erfüllen grundlegende Anforderungen an die Sicherheit nicht, wie es in einer Mitteilung heisst.

In sechs Fällen fanden die Tester verbotene Schwimmsitze für Babys und kleine Kinder – in mehreren dieser Modelle können die Kinder aus dem Sitz rutschen. Bei anderen besteht das Risiko, dass die Kinder im Wasser sofort kentern, weil die Sitzposition zu hoch ist und das Kind zu weit aus dem Wasser ragt. Gemäss TÜV sind diese Sitze lebensgefährlich.

Spielzeuge sind keine Schwimmhilfen

Unter den 50 geprüften Produkten waren weitere fünf aufblasbare Spielsachen, bei denen sich im Zugversuch verschluckbare Kleinteile wie die Ventilstöpsel lösten, und sechs Wasserspielzeuge, in denen sich unerlaubt hohe Mengen verschiedener Schadstoffe befanden. Generell empfiehlt der TÜV, bei sicheren Quellen und bei grossen Handelsketten Wasserspielzeug zu kaufen. Auch können Feriengäste schon beim Kauf einige Dinge selbst kontrollieren: Riechen die Kunststoffprodukte extrem stark und unangenehm? Besitzen die Spielzeuge scharfe Kanten und ist der Kunststoff extrem dünn?

Auch Prisca Wolfensberger, Mediensprecherin der Schweizerischen Lebensrettungs-Gesellschaft SLRG, sagt klar: «Sogenannte Schwimmhilfen sind eben keine wirklichen Hilfen, sondern Spielzeuge und gehören ins Planschbecken.» Denn wenn ein Kind mit einem solchen Spielzeug im tiefen Wasser sei, sehe der Bademeister nicht, ob es schwimmen kann oder nicht. «Wenn das Kind ins Wasser fällt, versperrt das Spielzeug zusätzlich die Sicht für den Bademeister.»

Auch bei den Flügeli sei Vorsicht geboten. «Sie müssen mehrere Luftkammern haben, sollte das Kind mal eine öffnen. Ausserdem sollten sie gute Nähte haben, die nicht gleich platzen.» Grundsätzlich rät Wolfensberger, auf die vom TÜV als gefährlich eingestuften Babyschwimmsitze und Schwimmflügeli zu verzichten und lieber ohne sie mit den Kindern im Wasser zu spielen. «Nur so lernen die Kinder den Auftrieb im Wasser wirklich kennen.»

(bat)>

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20 minuten online, Logo

Basel 3.11.2014: Spielgruppen mit Deutsch für Kinder ab 3 Jahre bewähren sich

aus: 20 minuten online: Deutsch für Dreijährige bewährt sich
; 3.11.2014;
http://www.20min.ch/schweiz/basel/story/28359031

<von Valeria Happel
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Eine Studie der Universität Basel zeigt: Die verpflichtende Deutschförderung von Kindern ab drei Jahren ist ein Erfolg. Rund 70 Deutsch-Spielgruppen gibt es in Basel inzwischen.

35 Prozent aller Basler Kinder, die 2015 in den Kindergarten eintreten, wurden aufgrund von ungenügenden Deutschkenntnissen durch das Erziehungsdepartement Basel-Stadt zur frühen Deutschförderung verpflichtet. In Spielgruppen oder Tagesheimen erlernen die aus fremdsprachigen Familien stammenden Dreijährigen seit einem Jahr an zwei Halbtagen in der Woche spielerisch die deutsche Sprache. Die Institution wählen die Eltern selbst. «Je früher Kinder die deutsche Sprache erlernen, umso mehr Chancen haben sie später», erklärt Pierre Felder, Leiter der Volksschulen und Initiant des schweizweit einzigartigen Förderprogramms.

Seit 2013 erhielten hierfür 1778 Familien mit Wohnsitz in Basel-Stadt einen Fragebogen. Die Selektion der Kinder richtete sich dabei nach den Einschätzungen der Eltern: Diese mussten angeben, wie gut ihre Kinder die deutsche Sprache beherrschen. 592 Kinder, die 18 Monate vor dem Kindergarteneintritt standen, wurden insgesamt ins Obligatorium aufgenommen. «Die Reaktionen waren überaus positiv», sagt Felder.

Studie zeigt Erfolg

Eine Studie der Psychologischen Fakultät der Universität Basel zum Projekt «Mit ausreichenden Deutschkenntnissen in den Kindergarten» zeigt, dass die betroffenen Kinder die neue Regelung des Erziehungsdepartements begrüssen: 80 Prozent der 50 befragten Spielgruppenleiterinnen «haben den Eindruck, dass verpflichtete Kinder die Spielgruppe besonders gerne besuchen», so das Ergebnis der Umfrage.

«Für den Umgang mit verpflichteten Kindern erhält mindestens eine Spielgruppenleiterin eine spezielle Grundausbildung», so Felder. Die Umgangssprache ist zumeist Hochdeutsch, gelegentlich aber auch Schweizerdeutsch. «Es ist jedoch kein Sprachkurs. Die Kinder merken nicht, was mit ihnen geschieht – sie lernen spielerisch in Alltagssituationen», erklärt Felder.

Fremdsprachige Kinder sind trotzdem im Rückstand

Doch die Studie zeigt auch einen negativen Aspekt des Förderprogramms auf: Die fremdsprachigen Kinder schafften es trotz des einjährigen Programms nicht, ihre deutschsprachigen Altersgenossen aufzuholen. Laut Felder sollte die Deutschförderung deshalb noch früher und intensiver erfolgen. Angeregt werden 20 Stunden Deutschförderung innert zwei Jahren.

Dennoch ist bisher keine Ausdehnung des Programms geplant. Laut Erziehungsdirektor Christoph Eymann müssten hierfür die Kosten bedacht werden. Die Projektkosten beliefen sich bisher auf 2,4 Millionen Franken. Jährlich wiederkehrend fallen zusätzlich Kosten in Höhe von 2,3 Millionen Franken an. Damit müssen jährlich pro Kind rund 3750 Franken einkalkuliert werden.>

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Watson online, Logo

15.5.2017: Spracherwerb im Kindergarten: Kinder lernen schnell auch unter sich
1 Schweizer, 19 Ausländer: Wie sich der aussergewöhnliche Chindsgi entwickelt hat
http://www.watson.ch/Schweiz/watson-Leser%20empfehlen/268362532-1-Schweizer--19-Ausländer--Wie-sich-der-aussergewöhnliche-Chindsgi-entwickelt-hat

<In Michelle Richners Kindergarten-Klasse am Schützenweg in Suhr haben 19 von 20 Kindern ausländische Wurzeln. Am ersten Schultag im August 2016 verstanden sie kaum Deutsch. Ein Besuch neun Monate später.

Michelle Richner versucht es ein zweites Mal: «Und jetzt de linki Arm löpfe», sagt die Kindergärtnerin, und wartet, bis doch noch ein paar Hände in die Höhe schnellen. «Jetzt stehen alle auf!», ruft Richner in die Runde. Ein paar Mädchen und Buben springen von ihren hölzernen Stühlen. Sieben Kinder bleiben sitzen. Sie verstehen nicht, was sie tun sollen.

Es ist August 2016, der erste Schultag im Schützenweg-Kindergarten in Suhr. Kindergärtnerin Michelle Richner steht vor einer grossen Herausforderung: Ihre Kinder heissen Flakrina, Adonay, Siyar oder Ayaan. Von 20 Buben und Mädchen haben 19 ausländische Wurzeln. Sie stammen aus Ländern wie Albanien, Eritrea, der Türkei und Pakistan. Nur drei Kinder sprechen fliessend Mundart. Die Mehrheit der Kinder, die heute erstmals den Kindergarten besucht, versteht kaum Deutsch. Michelle Richner, Fabienne Geiser (Deutsch als Zweitsprache DAZ) und Klassenassistentin Claudia Kiefer verständigen sich deshalb mit Händen und Füssen.

Der altersgemischte Kindergarten am Schützenweg hat damit den höchsten Anteil an fremdsprachigen Kindern in Suhr und ist voll belegt. Der Doppelkindergarten steht im Süden der Gemeinde. Hier leben viele Ausländer in günstigen Wohnungen, vor allem in den Quartieren Frohdörfli-Helgenfeld und Wynematte-Buhalde.

In anderen Suhrer Kindergärten hat es mehr Schweizer Kinder, in einzelnen Abteilungen fast ausschliesslich. Eine Durchmischung von schweizerischen und ausländischen Kindergärtlern, wie sie die Schule im Sinne der Integration anstrebt, gibt es am Schützenweg kaum.

Die Kinder lernen schnell

Neun Monate nach dem ersten Schultag besuchen wir Michelle Richners Kindergartenklasse Anfang Mai ein zweites Mal. Es ist Mittwochmorgen, Turnen steht auf dem Stundenplan. In der Halle im Untergeschoss der Schulanlage Dorf überschlägt sich Kindergeschrei. Die Buben und Mädchen spielen Fangis, ein dunkelhäutiger Bub schwingt sich unter einer Reckstange hindurch und entgeht flink einem Fänger.

Dann ruft Michelle Richner ihre Schützlinge zusammen. Der Boden bebt unter den vielen Kinderschuhen. «Alle stehen auf den Kreis», sagt die Kindergärtnerin zu den Kindern. Schnell schliessen sich die Mädchen und Buben Schulter an Schulter in der Mitte der Halle zu einem Kreis zusammen. «Alle sitzen jetzt auf die Knie», sagt Richner. Die Kinder lassen sich auf die Knie fallen. Alle verstehen, was ihre Kindergärtnerin sagt.

«Die Mädchen und Buben haben seit dem vergangenen Sommer enorme Fortschritte gemacht, fast alle verstehen jetzt Deutsch», erzählt Michelle Richner später, während die Kinder in der Halle herumtollen. «Sie haben die Sprache aufgesogen wie ein Schwamm. Zudem haben sie genau beobachtet und nachgeahmt, was wir ihnen vorgezeigt haben.»

Aufklärungsarbeit bei den Eltern

Das ist das Ergebnis harter Arbeit. Michelle Richner, Fabienne Geiser und Claudia Kiefer erklärten den Kindern in den ersten Wochen trotz Sprachbarriere die Kindergarten-Regeln. Dazu gehören einfache Dinge wie der Morgengruss. Oder das Znüni. Das klappte teilweise nur mit Zeichen.

Dann kam langsam die Sprache dazu: «Wir reden den ganzen Tag und wiederholen alles immer wieder, bis die Kinder es verstehen und mit einer Handlung verknüpfen», erklärt Michelle Richner ihre Strategie. «Dabei arbeiten DAZ-Lehrperson, Klassenassistenz und ich eng zusammen.»

Aufklärungsarbeit gab es auch bei den Eltern: In vielen Ländern ist der Kindergarten nicht viel mehr als ein Kinderhort. «Wir müssen den Vätern und Müttern unter anderem erklären, dass die Pädagogik bei uns einen grossen Stellenwert hat und der Schulbesuch obligatorisch ist», sagt Gesamtschulleiterin Denise Widmer. Dies werde manchmal durch geringe Deutschkenntnisse erschwert. «Grundsätzlich sind die Eltern von ausländischen Kindern aber kooperativ», so Widmer. «Sie machen mit und wollen sich und ihre Kinder integrieren.»

Defizite beim Übertritt in 1. Klasse

Die Sprachprobleme und kulturellen Unterschiede verlangsamen den Alltag im Kindergarten Schützenweg. Während die Buben und Mädchen in anderen Suhrer Kindergärten vom ersten Tag an nach Lehrplan arbeiten, lernen die Kinder am Schützenweg in den ersten Monaten zuerst Deutsch. Dadurch entwickeln sich unter anderem Selbst- und Sozialkompetenz später als üblich, Defizite wie Ablösungsprobleme werden oft nicht sofort erkannt.

«Alles läuft verzögert ab», sagt Denise Widmer. Dies zeige sich dann teilweise sehr deutlich beim Übertritt an die Primarschule: «Einige Kindergärtler sind weniger weit als andere und haben beim Start der ersten Klasse nicht die gleichen Voraussetzungen.»

Im August beginnt alles von vorne

Zurück zur Klasse von Michelle Richner. Die Turnstunde ist fast zu Ende, die 20 Mädchen und Buben sind aufgedreht. Die Kindergärtnerin bindet einem Bub die Schuhe. Zwei Mädchen stehen daneben und kichern. Richner zieht die Schuhbändel fest zu, der Bub rennt wieder los.

Woher nimmt Michelle Richner die Energie, eine Kindergartenklasse unter diesen teilweise sehr schwierigen Umständen zu führen? «Die Kinder sind dankbar, offen und wollen etwas lernen», sagt Richner – und erzählt ein Beispiel: «Drei fremdsprachige Buben in meiner Klasse haben abgemacht, dass sie miteinander nur Deutsch reden wollen, weil sie ja in der Schweiz sind.»

Solche Erlebnisse und die grossen Fortschritte der Kinder motivieren die Kindergärtnerin, auch nach 15 Jahren: So lange ist Michelle Richner Kindergärtnerin – acht Jahre davon am Schützenweg, wo im kommenden August wieder neue fremdsprachige Mädchen und Buben in ihrer Klasse sitzen werden und zuerst Deutsch lernen müssen. (aargauerzeitung.ch)>

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